Weimar, für manche eine Premiere, für andere eine Wiederbegegnung. Wie in jedem Jahr musste auch der aktuelle 11er-Kurs der Anna-Amalia-Bibliothek, dem Schiller- oder dem Goethehaus einen Besuch abstatten. "Musste" ist in der Formulierung schon richtig gewählt, denn dem ein oder anderen fehlte bei den vielen gesprochenen Worten schon ab und zu die notwendige Konzentration, die die Reize der Klassikerstadt nun einmal einfordern. Neben der Anna Amalia und den beiden Wohnhäusern der Schriftsteller gibt es ja noch eine Menge anderer Dinge zu bestaunen: Nationaltheater, Fürstengruft, Ilmpark, Gartenhaus, Bauhaus. Kaum zu schaffen in sechs Stunden, aber man hat´s eben mal gesehen. Für den ein oder anderen ist Weimar dann eben auch das "Un Angelo", das italienische Eiscafé im "Weimar Atrium". Auch wenn sich hier mögliche Bezüge auf Goethes Italienreise peripher erahnen lassen, zwei Stunden Gastfreundschaft lohnen sich dafür nicht.
Wer sich in seiner knapp bemessenen Freizeit dann doch lieber sein eigenes Bild von Weimar machen wollte, wurde auch fündig. Neues Bauhaus-Museum, Flanieren auf der Schillerstraße, Bratwurst essen (mit Bautzner Senf) auf dem Markt, für jeden etwas dabei. Nebenbei konnte es auch passieren, dass einem die Reporter der BILD-Zeitung begegneten und um eine fundierte Meinung zur Ministerpräsidentenwahl in Thüringen baten: "Dürfen wir Sie was fragen?", "Nein.", "Aber Sie sind doch Thüringer?", "Nein.", "Aber Sie haben doch eine Meinung?", "Nein.".
Und sonst? Mal kein Schnee, kein Regen, moderate Temperaturen machten den Tag auch outside erträglich. Vielleicht sollten wir den Bahnhof der Stadt mit ins Programm nehmen, denn der hat im Vergleich zu den vergangenen Jahren wieder an Bedeutung gewonnen. Die Weimarer grandelten in den letzten Jahren etwas mit der Deutschen Bahn, nachdem diese die Stadt quasi vom Netz genommen hatte. Nun kann man wieder nach Köln, Düsseldorf, Kassel und Gera fahren. Irgendwo dazwischen sehen sich die Einwohner mit ihrer Stadt auch beheimatet. Hauptsache vor Gera.