Am 04. Juli 1998 verliert die deutschen Fußball-Nationalmannschaft im WM-Viertelfinale gegen Kroatien. Ihre Enttäuschung und Wut über die Niederlage lässt eine Gruppe rechter Jugendlicher an fünf portugiesischen Gastarbeitern, darunter Nuno Lourenço, aus. Auf dem Weg von Markkleeberg nach Böhlen wird Nuno Lourenço, der am selben Tag seinen 49. Geburtstag feiert, in Markkleeberg-Gaschwitz von den Jugendlichen in einer Telefonzelle eingesperrt, brutal mit Eisenketten und Springerstiefeln angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Er erliegt ein halbes Jahr später seinen schweren Verletzungen.
Nuno Lourenço stammte aus dem kleinen Dorf Lugar de Sapionez-Modoroes. Er war einer der Arbeiter, die die Media City in Leipzig in den 1990er-Jahren erbauten. Er wollte hier Geld für seine Familie in Portugal verdienen. Untergebracht war er in Großdeuben.
Erst 2009 erkennt die Bundesregierung Nuno Lourenço als ein Opfer rechter Gewalt an.
Seit einigen Jahren beschäftigt sich eine Initiativgruppe mit der Aufarbeitung und Erinnerung an Nuno Lourenço. Schülerinnen und Schüler aus den Gymnasien in Markkleeberg und Böhlen haben sich in der Vergangenheit intensiv mit dem rassistischen Mord befasst. Hierbei ist unter wissenschaftlicher und künstlerischer Anleitung und Begleitung ein Comic entstanden, der die Geschichte von Nuno erzählt und an sein Schicksal erinnert.
Am 04.07.2024, dem Jahrestag des Angriffs, wird um 16:00 eine Gedenkveranstaltung in Erinnerung an Nuno Lourenço in Markkleeberg-Gaschwitz (Bahnhof, gegenüber der Orangerie Gaschwitz, Hauptstraße 315) stattfinden. Hierzu laden wir alle interessierten Bürgerinnen und Bürger Markkleebergs und Böhlens herzlich ein. Zu diesem Anlass wird der entstandene Comic präsentiert und so sichtbar ein neuer Erinnerungsort geschaffen.
Roberto Grellert-Al-Kassab