„Dass die Pandemie uns auch im kommenden Jahr beschäftigen wird, liegt auf der Hand. Wie wir damit umgehen müssen, ebenfalls. Überraschen dürfte uns nichts mehr. Wenn wir uns alle etwas zurücknehmen, an andere denken, den Regeln folgen, könnte 2021 ein gutes Jahr werden.“
Welch frommer Wunsch vor genau 365 Tagen. Auch wenn 2020 für den ein oder anderen wie eine Blaupause für 2021 wirkte, einiges war doch anders. Besser? Hmm, schauen wir mal …
Zunächst über den Tellerrand. Am 06.01.2020 stürmen Anhänger des noch amtierenden US-Präsidenten Trump das Kapitol in Washington, sie können einfach nicht akzeptieren, dass es mit Joe Biden einen demokratischen Präsidenten geben wird. Am 18.02. landet das erste Roboterauto auf dem Mars, der Rover „Perseverance“ soll nach Spuren von Leben suchen. Am 09.03. verkündet unser „Jogi“, dass er nicht mehr will, nach der EM im Sommer soll Schluss sein. Ein 400m langes und 59m breites Containerschiff sorgt für tagelangen Stillstand im Ärmelkanal, die „Ever Given“ stellt sich einfach quer. Passt irgendwie zu diesem Jahr.
Immer drei Schritte hinter der Königin – am 09.04. stirbt Prinz Philip, Prinzgemahl von Königin Elisabeth II, im Alter von 99 Jahren. Am 23.05. lässt der weißrussische Präsident Lukaschenko eine Ryanair-Maschine umleiten und den Kritiker Roman Protassewitsch verhaften. Im Juni feiert die Kommunistische Partei Chinas ihren 100. Geburtstag und die deutsche Nationalmannschaft ihren Abschied von Jogi Löw. Allerdings ohne Geschenk, im Achtelfinale scheitert man mit 0:2 an der englischen Mannschaft.
Im Juli erfinden Richard Branson und Jeff Bezos den Weltraumtourismus, die Reise dauert nur zehn Minuten. Die Flut zerstört Teile von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, 134 Menschen sterben, viele haben bis heute mit den Folgen zu kämpfen. Die Olympischen Sommerspiele in Tokio bescheren der deutschen Mannschaft 37 Medaillen, 43 kommen noch einmal bei den Paralympics dazu. Flächenbrände in Griechenland und in der Türkei halten vor allem Südeuropa in Atem. Messi verlässt nach 778 Spielen und 672 Toren den FC Barcelona und wechselt nach Paris, auch eine schöne Stadt. Die letzten Streitkräfte der NATO verlassen, zum Teil ungeordnet, das zerrüttete Afghanistan. Im September bricht auf der Kanareninsel La Palma ein Vulkan aus und kommt erst kurz vor Weihnachten zum Stillstand. Die Bundestagswahl am 26.09.2021 überrascht nach den sich anschließenden Verhandlungen mit einer Ampel-Koalition.
Im Oktober kehrt das Segelschulschiff „Gorch Fock“ zurück nach Kiel, die Sanierung fällt am Ende aber 13-mal teurer aus als geplant. Joshua Kimmich hat Bedenken, sich impfen zu lasse und wartet auf Langzeitstudien. Woher die kommen sollen, unklar. Im November spitzt sich das Flüchtlingsdrama an der polnisch-ukrainischen Grenze zu. Britney Spears wird seit dem 12.11. nicht mehr von ihrem Vater bevormundet, okay, sie ist auch erst 39. Die Corona-Proteste werden aggressiver, diejenigen, die wollen, lassen sich boostern. Die UN-Klimakonferenz in Glasgow bekennt sich dazu, die Erderwärmung bei 1,5 Grad stoppen zu wollen.
Und, besser als das letzte Jahr? Naja, vielleicht werden wir unter den Koordinaten 51.278737 (Längengrad) und 12.352245 (Breitengrad) fündig. Meinem Zuhause.
Für wen das Jahr nur von Corona geprägt war, dem empfehle ich unsere Corona-Timeline. Nur die Schüler der Klassenstufe 11 und 12 haben Präsenzunterricht, dieser findet ausschließlich in den Prüfungsfächern (Kursstufe 12) bzw. in den potentiellen Prüfungsfächern (Kursstufe 11) statt. Neu:
Entsprechend des Gruppenteilers laufen Kurse mit mehr als 12 Schülern in zwei Räumen gleichzeitig ab. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen, die Lehrer wechseln alle zehn Minuten den Raum oder streamen den Unterricht in das benachbarte Zimmer. Alle anderen Schüler nutzen den digitalen Unterricht, die LernSax-Plattform läuft stabil.
Unseren "Nachmittag der offenen Türen" führen wir erstmals ohne Besucher durch. Digital Präsentieren können wir inzwischen auch, obwohl das Jahr nicht unbedingt das der Digitalisierung ist. Am Ende fast 2 000 Views, man kann sich durch Fächer blättern oder mit der Schulleitung per Videoschalte diskutieren.
Der Winter machte seinem Namen auch unseren Breitengraden alle Ehre, die Winterferien werden eine Woche vorgezogen und auf fünf Tage verkürzt, an Skifahren ist trotzdem nicht zu denken. Dafür bauen unsere Jüngsten im Homeschooling Schneefiguren.
Unsere Sportlehrer bewegen die Schule oder besser die Schüler mit ihrem "Workout of the Week". Jede Woche neue sportliche Herausforderungen, die Schüler nehmen das Angebot dankend an.
Der Start nach den Winterferien verläuft anders als erwartet. Und das liegt nicht am Lock-, sondern am Flockdown. Etwas zu viel Schnee für all diejenigen, die vorhatten, mit dem Rad in die Schule zu kommen. Die Schule bleibt geschlossen. Ab dem 11.02.2021 kehren wieder normale Verhältnisse ein, auch für unsere 11er, die ab dem 15.02. wieder in die Mehringstraße dürfen.
Konzerte in Coronazeiten - geht nicht? Geht doch. Online eben. Um den diesjährigen Abiball zu finanzieren, veranstaltete die Jahrgangsstufe 12 einen Online-Kulturabend mit Beiträgen aus Musik, Lyrik und vielen weiteren Richtungen. Vom 17. – 30.04.2021 wurden jeden Tag Beiträge auf Youtube hochgeladen, ein kleiner Countdown bis zu den anstehenden schriftlichen Prüfungen, aber auch, um mit Spendengeldern den eigenen Abiball zu kofinanzieren. Tolle Beiträge, gern noch einmal auch zum Nachschauen.
Kurzfristig anberaumte Dienstberatungen bekommen in diesem Jahr einen sehr traurigen Anstrich. Am 12.04. verstirbt im Alter von 57 Jahren viel zu früh Katrin Hartmann. Ein Magnolie, gesetzt von ihrer Klasse 10e, erinnert genauso an sie wie eine Baumpatenschaft im Kees´schen Park, die Schüler der jetzigen 9d übernahmen.
Unsere 12er starten mit den schriftlichen Prüfungen in Geographie in ihr Abitur. Bis zum 10.05. muss jeder Abiturient drei schriftliche Prüfungen absolvieren, am 19.05. folgen dann die mündlichen Abiturprüfungen. Am Ende werden 10 Abiturienten unserer Schule einen Notendurchschnitt von 1,0 erreichen.
Lockeres Ausklingenlassen eines turbulenten Schuljahres, Picknick im Grünen, Zeugnisausgabe einmal anders. Und Ende eines Schuljahres heißt auch immer Abschiednehmen, Andrea Rennert und "Mr. Vertretungsplan", Ekkehard Mörbitz gehen in den wohlverdienten Ruhestand.
Im Jahre 2005 kam Andrea Rennert an unsere Schule und erweiterte das Kollegium der Fachschaften Deutsch und Geschichte. Zahlreiche Schüler begleitete sie im Leistungskurs Deutsch bis zu ihrer erfolgreichen Abiturprüfung. Besonders engagierte sie sich für unsere Abiturienten als Beratungslehrerin mit dem Schwerpunkt Berufs- und Studienorientierung sowie für ihre "Wahlheimat" Weimar, in jedem Jahr besuchten die Schüler der Deutschkurse der 11.Klasse im Rahmen einer Exkursion Goethe und Schiller und machten sich somit vor Ort mit den Zeugnissen der Klassik vertraut.
Nach 44 Dienstjahren geht nun auch Ekkehard Mörbitz in den Ruhestand. Das Gros dieser Zeit verbrachte er an der Rudolf-Hildebrand-Schule und prägte mit bzw. in seiner unnachahmlichen Ruhe das Schulleben entscheidend. Vor allem ehemalige Schüler seiner Leistungskurse Mathematik wussten seine Art zu schätzen und setzten ihm 2014 mit einem sogenannten "Mörbitz-Tag" im Rahmen der Mottotage ein Denkmal. Uns Lehrern wird er als geduldiger Planer der Vertretungsstunden in Erinnerung bleiben, prägend sein Satz: Das kriegen wir hin. Auf Sächsisch natürlich.
Auch von einem Teil unserer Referendare müssen wir uns verabschieden: Victoria Gruschka, Tabitha Guist, Pauline Hähner, Isabella Mrotzek und Lena Reinl. Sie hatten es nicht leicht, drei Wochen nach ihrem Start im Februar 2020 wurden wir in den Distanzunterricht versetzt. Das Referendariat hatten sie sich bestimmt anders vorgestellt, Unterricht im Distanzunterricht und am Computer gehörte, mit Ausnahme von Frau Reinl als Informatiklehrerin, wohl nicht dazu. Und trotzdem haben sie Spuren hinterlassen.
Das neue Schuljahr beginnt, unspektakulär. Wir testen, dreimal wöchentlich, Maskenpflicht in allen Räumen. Die Inzidenzzahlen liegen unter unter 35, was für eine Zahl. In vielen Räumen hängen jetzt sogenannte CO2-Ampeln, diese Geräte erkennen zwar keine Corona-Viren, zeigen aber an, wann es Zeit zum Durchlüften ist. Und weil alles wieder so ein bisschen normal ist, werden auch die Aktivitäten wieder normal. Der Monat September ist traditionell der Monat des Stadtradelns, an dem sich auch die RHS beteiligt. In der Stadt Markkleeberg wurden von 183 Radlern insgesamt 41.729 km zurückgelegt und damit 6.134 t CO2 vermieden. Das ist in Sachsen der 7. Platz. Im Team-Ranking belegt unser RHS-Team in Markkleeberg Platz 1. Vor allem die Schüler der Klasse 8f stehen auf das Zweirad, mit 1987,3 km sammeln sie am Ende mehr Kilometer als das gesamte Lehrerteam (1750,4 km).
Im Vorfeld der Bundestagswahl werden auch unsere Schüler an die Wahlurne gerufen, die Juniorwahl 2021 erzeugt eine realitätsgetreue Wahlsimulation, mit allem, was für eine Wahl nötig ist: Wahlbenachrichtigung, Stimmzettel des jeweiligen Wahlkreises, Wahlkabine und Wahlurne. Gewählt wurde in der Woche vor dem eigentlichen Wahlsonntag.
Auch Lesungen an unserer Schule sind wieder möglich, so erinnert die Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft mit einem ganzen Hilbig-Jahr an den Autor. Die Gesellschaft fördert die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Werk des Dichters und informiert über kulturelle Kontexte. So auch vor den beiden Deutsch-Leistungskursen der 12.Klasse unserer Schule. Eine Stunde lang nahmen Michael Hametner (bis 2015 Literaturredakteur bei MDR Figaro) und Dieter Kalka (Liedermacher und Bandoneon-Spieler) die Schüler mit auf eine Reise, deren Route sich irgendwo zwischen Meuselwitz und Berlin finden lässt.
Der Monat endet wieder mit einer kurzfristig anberaumten Dienstberatung. Sigrun Szymanski, unsere ehemalige Kollegin, die wir noch im Juli nachträglich in den Ruhestand verabschiedet haben, verstirbt am 28.09. an den Folgen eines tragischen Verkehrsunfalls.
Lange hat es gedauert, am Ende hat sich die Ausdauer des Teams von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezahlt. Am 07.10.2021 erhielt unsere Schule den Titel "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage". Das kleine Team um Abiturientin Elisabeth Schreiber hatte im vergangenen Schuljahr alle Schüler, Lehrer und Angestellte gebeten, mit ihrer Selbstverpflichtung ihr Selbstverständnis einer Courage-Schule zum Ausdruck zu bringen und damit die Voraussetzung zu schaffen, dass auch unsere Schule als 3157. Schule in Deutschland und 98. Schule in Sachsen in das Netzwerk "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" aufgenommen wird.
Etwas Kultur, Teil 2. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Politische Bildung für die Oberstufe“ hatten alle 11. Klassen der RHS am 16. 11. die Gelegenheit, den Dokumentarfilm „Gundermann Revier“ anzusehen, der 2019 auf dem Dok-Filmfestival in Leipzig seine Premiere gefeiert hat und den Liedermacher Gerhard Gundermann portraitiert. Anwesend war auch die Regisseurin des Films, Frau Dr. Grit Lemke. Sie beantwortete im Nachhinein zahlreiche Fragen der interessierten Schüler.
Das Jahr endet weniger gut. Wieder eine kurze Dienstberatung, verheißt nichts Gutes. Im Alter von 60 Jahren verstarb am 06.12. unsere Kollegin Birgit Pfefferkorn.
Inzwischen haben wir 800er Inzidenzen im Landkreis, es fehlen einzelne Schüler in den Klassen, eine Klasse befindet sich seit dem 01.12. vollständig in Quarantäne. Allerdings läuft in den meisten Klassen der Unterricht normal in Präsenz weiter, es werden Klassenarbeiten und Leistungskontrollen geschrieben. Das Kurshalbjahr 12/1 wurde um 14 Tage nach hinten verschoben, um Schülern, die Klausuren verpasst haben, die Möglichkeit zu geben, diese in einem angemessenen Zeitraum nachzuholen.
Alle Aktivitäten wie z.B. die traditionellen Weihnachtskonzerte unserer Chöre wurden pandemiebedingt abgesagt, immerhin haben die Schüler der vertieft musischen Ausbildung den Adventskalender wieder reichlich gefüllt, um etwas weihnachtliche Stimmung, wenn auch nur online, zu verbreiten.
Noch eine Verabschiedung am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien, Detlef Ay geht in den Ruhestand.
Worauf dürfen wir uns freuen?
Das Jahr 2022 hält einiges bereit. Neben den spannenden Fragen, wie es mit der Pandemie weitergeht, ob sich die Wenigen in unserer Bevölkerung, die noch immer Corona und die Empfehlungen der Wissenschaftler in Frage stellen und glauben, wir Sachsen müssten eben anders sein, endlich auch solidarisch zeigen, gibt es einige Highlights. Vom 04. - 20.02. Olympische Winterspiele in China, am 13.02. die Wahl des neuen Bundespräsidenten, im Mai folgt mit Zensus 2022 wieder eine Volkszählung, in der Nacht vom 15. auf den 16.05. kann man eine Mondfinsternis bestaunen, im November und Dezember findet in Katar die Fußballweltmeisterschaft statt. Hatten wir auch noch nicht, eine Fußball-WM kurz vor Winteranfang. Bis zum 31.12. möchte die Bundesrepublik aus der Stromerzeugung mit Kernenergie aussteigen.
Und bei uns? Werden wir sehen und ich freue mich auf das, was mich doch immer wieder überrascht.