Heimspiel für Jana Hensel

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Schulen scheinen für Autoren ein Ort der Angst zu sein, an dem Zensuren vergeben werden. Sich einem durchaus kritisch eingestellten jungen Publikum zu stellen, ist auch nicht jeder Autors Sache. Vielleicht bietet die Reihe „Literaturhaus macht Schule“, organisiert durch die Fachberater Deutsch zusammen mit dem Literaturhaus Leipzig e.V., eine Möglichkeit, diesen Knoten zu durchtrennen.
Den Auftakt dazu gab es am 10.09.2019 in unserer Schule mit einem kleinen Heimspiel für den Gast. Jana Hensel, 1976 in Borna geboren, ist der Ort nicht ganz unbekannt. Anfang der neunziger Jahre war sie Schülerin unserer Schule, ihr Abitur legte sie am Thomas-Gymnasium ab. Alle Freunde seien letztendlich dort gewesen, so begründet die Autorin den späten Wechsel, das klang in ihrem Erstlingswerk „Zonenkinder“ (2002) noch anders.
In Anwesenheit von Dr. Thorsten Ahrend, Geschäftsführer des Literaturhauses e.V. sowie Carmen Laux, Assistentin der Geschäftsführung des Literaturhauses e.V., las die Autorin aus ihrem Erzählband „Wie alles anders bleibt“. Eine Sammlung von Texten aus den letzten 15 Jahren, die sich inhaltlich immer wieder um das Thema Ostdeutschland drehen, wo stehen wir, wo kommen wir her, wie sind wir zu dem geworden, wer oder was wir heute sind. Die Suche nach einer Identität eben. Der Auffassung, dass sich diese mit der Zeit ändere, hält Jana Hensel entgegen, dass man sich die Fragen an das Leben nicht aussuche, sondern sie begleiten einen. Aber die Autorin konstatiert nicht nur, sie sucht und bietet auch Lösungsansätze. Wie den einer Quotenregelung. Gibt es schon für Frauen, warum auch nicht für Ostdeutschland.
Eine gute Grundlage für eine Diskussion, die die Schüler des Heisenberg-Gymnasiums, des BIP Kreativgymnasiums und unserer Schule rege nutzten. Vom Gefühl, sich rechtfertigen, Biographien verteidigen zu müssen, war die Rede, der Kluft zwischen Ost und West, die nicht von allen, vor allem der jüngeren Generation so gesehen wird. Eine vererbte Vorurteilskultur spiele dabei eine nicht unbedeutende Rolle, so die Autorin, eine gesamtdeutsche Perspektive wäre erstrebenswert, aber eben (noch) nicht Realität, auf Augenhöhe seien wir noch lange nicht.
Keine klassische Geschichtsstunde, sondern ein für die Autorin zu ungewohnter Uhrzeit (wann liest man als Autor schon um halb zehn) lockeres Gespräch mit einem aufgeweckten Publikum, das Spaß und Lust auf mehr machte.

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