Monat November
Irgendwas ist immer, auch bei uns. Dass ich nun nach einem Jahr tiefen Winterschlafs dabei das halbe Jubiläumsjahr verpasst habe, ist nicht weiter schlimm, man kann sich auch im Stillen geehrt fühlen. Und es lief ja, auch ohne mein Zutun. Immerhin schön, dass der Geist zumindest in den letzten sechs Monaten mehr ge- und berufen wurde als in den Jahren zuvor.
In den kommenden Wochen muss ich allerdings hellwach sein. Es steht Revolutionäres an. Dass wir in Deutschland mit dem Thema Revolution mehr oder weniger gute Erfahrungen gemacht haben, hört man in regelmäßigen Aständen aus den Räumen C 31 bis C 34 und man muss deshalb vorsichtig sein, nicht inflationär mit dem Begriff umzugehen. Aber wenn der für den ein oder anderen Schüler wichtigste Lebensmittelpunkt auf dem Spiel steht, sollte man bereit sein. Und damit meine ich nicht die Schule oder gar den Inhalt dieser, nein, das Leben steht auf dem Spiel. Oder das Spiel im Leben. Wie man will. Das Smartphone.
Eigentlich hätte ich nie geglaubt, dass irgendjemand sich daran traut und auf die Idee kommt, das Highendgerät nicht nur aus dem Unterricht, sondern gleich auch aus dem Schulhaus zu verbannen. Respekt. Vorbei die Zeit der orientierungslosen Handynutzer, die beim Blick auf das Display wie Flipperfiguren durch das Schulhaus irren? Oder in den Gängen fletzende, in ihr Spiel versunkene Individuen, die alles um sich herum vergessen? Auch dass da Beamerwagen und sich bewegende Schülermassen ihr Gebein massiv gefährden? Wow. Wäre was.
Bleibt die Frage, was macht der gemeine Schüler mit seiner gewonnenen Zeit, die er wahrscheinlich gar nicht so als „gewonnen“ sieht. Auf den Unterricht vorbereiten? Möglich. Frische Luft schnappen? Sinnvoll, da darf er ja aufs Smartphone schauen. Freiwillige Askese? Eher nicht.
Interessant ist das Projekt allemal. Nehmen meine Bewohner, und damit meine ich alle, Lehrende wie Lernende, die Chance an? Wir sollten es genau als diese begreifen. Manchmal braucht es dafür eben auch Restriktives, von allein kommt der Mensch ja nicht darauf.
Monat Oktober
Schule wird ja gern als Spiegel der Gesellschaft gesehen, bei uns steht dieser Spiegel im Speisesaal. Wenn man sich über unsere Mikrogesellschaft ein Bild machen möchte, dann muss man ihr beim Mittagessen zusehen. Am besten an einem Mittwoch, wenn es statt Salate einen süßen Nachtisch gibt. Es muss der wöchentliche Horrortag für die Mitarbeiterinnen unseres Essensanbieters sein, denn der Schokopudding muss für alle reichen, kann er aber nicht, tut er auch nicht, da hilft auch keine nett gemeinte Bitte „Nur eine Kelle“. Wenn man endlich an der Reihe ist, hat man diese Aufforderung nämlich schon längst vergessen und sieht diejenigen, die mit ihren leeren Schüsseln auch noch an die Kelle wollen, nicht mehr. Also, noch eine davon drauf. Wenn es alle ist, ist es alle.
Ich weiß nicht, woher diese Ego-Schiene kommt, sie muss in dieser Gesellschaft verankert sein. Das definiert wahrscheinlich auch, dass man permanent machen kann, was man will. Laut sein zum Beispiel. Auch dafür ist unsere Mensa ein Spiegelbild. Der Lautstärkepegel liegt irgendwo zwischen 80 und 90 dB, entspricht damit dem Schallpegel einer stark befahrenen Straße. Zum Glück dauert die gesamte Essensaufnahme nur wenige Minuten, sodass eine Gesundheitsgefährdung ausgeschlossen werden kann, aber eine angenehme Mittagspause sieht anders aus. Es müsste sich eben nur jeder ein kleines bisschen zurücknehmen, aber das ist wie mit dem Schokopudding. Was interessieren mich die anderen.
Monat Juni
In der Nacht vom 07. zum 08.06.2023 ist unsere LGBTQ+-Fahne verschwunden. Die Regenbogenfahne hing an unserer Schule, um ein Zeichen für die Akzeptanz, Anerkennung und Sichtbarkeit der LGBTQ+-Community zu setzen. Sie steht für unsere tolerante Grundhaltung, für unseren Anspruch, alles dafür zu tun, eine "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" zu sein. Dabei müssen wir uns immer daran erinnern, dass dieser Titel, anders als die meisten anderen, verliehen wird, wenn sich eine Schule in der Zukunft dafür einsetzen möchte, frei von Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, rechtem Gedankengut und Homophobie zu sein. Dass dies ein langer Weg ist, der auch von Rückschlägen begleitet sein kann, sollte jedem klar sein. Ebenso wie die Tatsache, dass eine Schule immer auch die Stimmungen und Einstellungen der Gesellschaft widerspiegelt. Wir wissen, dass das Hissen von Fahnen allein nichts über die Haltung von mehr als 1 000 Schülern unserer Schule (wenn man mal davon ausgeht, dass unsere Schüler dafür verantwortlich sind) aussagt. Wir leben in einer Gesellschaft, in der es aktuell an der Akzeptanz anderer als der eigenen Meinung mangelt, um das zu manifestieren, muss eben auch eine Fahne in den Regenbogenfarben dran glauben.
An Zufall kann man nicht glauben. Wir haben gerade "Pride Month", besonders im Juni wird auf den offenen Umgang mit sexueller Identität und die Vielfalt in der Gesellschaft, gleichzeitig auf noch immer bestehende Probleme und Ungerechtigkeiten hingewiesen.
Polizeiliche Maßnahmen, die eine solche Tat nach sich zieht, sind das eine, Haltung zu bewahren, das andere. Ob mit oder ohne Fahne, stehen wir auch weiter für Toleranz und Vielfalt.
Monat Mai
„Der Junge muss an die frische Luft“, dieser Film über die Kindheitserinnerungen des Hans-Peter („Hape“) Kerkeling könnte eine Blaupause für unsere Hofpausen sein. Die eigentliche Handlung vernachlässigen wir mal, denn dass aus unseren Schülern einmal Komiker werden, ist eher unwahrscheinlich. Auch wenn die Kreativität der Lernenden, die „frische Luft“ zu meiden, schon oscarverdächtig ist: „Ich will mir nur etwas am Kiosk kaufen.“, „Ich muss noch meine Jacke holen.“, „Meine Freundin muss noch etwas im Lehrerzimmer abgeben.“. Im Endeffekt ist es egal, welche klimatischen Verhältnisse in der Mehringstraße herrschen, Ausreden gibt es zu jeder Jahreszeit. Die Gründe, schwer nachvollziehbar. Manchmal ist es zu kalt, manchmal zu warm.
Dabei bietet unser Schulgelände, immerhin flächenmäßig das größte Sachsens, eine ganze Menge an Möglichkeiten: Basket- und Fußball. Tischtennis, einen kleinen Spielplatz, der Schulclub, Sitzbänke. Alles verbunden mit einem Weg über den Schulhof. Aber dazu muss man eben an die frische Luft.
Monat Dezember
In diesem Jahr war ich wirklich ganz schön faul, nur ein Beitrag lässt wohl daran zweifeln, dass ich noch lebe. Aber das tue ich und deshalb gibt´s zum Jahresabschluss die Hilde in XXL. Mein Rückblick auf das Jahr ist ein sicher etwas verklärter, auch etwas unsicherer, nicht ganz vollständiger, aber insgesamt doch optimistisch zu sehender rückwärts gewandter Blick auf 2022.
Monat Juli
Was für eine Hitze, zum Glück sind alle Bewohner aus dem Haus und können ihre Gemüter woanders abkühlen. Temperaturen und Lärm, das sind vielleicht die Stichworte der letzten Monate. Auch ein Grund, warum ich mich als Geist in den letzten Monaten so rar gemacht habe. Ich werde irgendwie empfindlicher.
Nun haben wir das dritte Schuljahr mit Corona-Ein- bzw. Beschränkungen hinter uns, seit den Osterferien auch wieder ohne Tests und Maskenpflicht. Normalität, nun ja, die Klassenstärken wiesen gerade in den Wochen vor den Sommerferien massive Lücken auf. Mit der Pandemie kann man ja eben auch viel entschuldigen, auch eine gewisse Lustlosigkeit am Lernen. Schreibt man eben nach.
Ging für unsere Abiturienten nicht so einfach, sie mussten im April und Mai antreten und haben das in der Masse auch wirklich gut gemeistert. 1,94 als Abi-Durchschnitt, das musst du erst einmal hinbekommen. Sagt mir mein Geist, auch wenn sich das ein oder andere Aber in die aufkommende Euphorie schiebt, die Prüfungen sind eben auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Aber das hat nun ausnahmsweise mal nichts mit Corona zu tun, sondern gewissen Anpassungsmechanismen, die die Kultusministerien seit geraumer Zeit einschieben, meinem Verständnis von Hochschulreife entspricht das nicht. Aber darüber sollen sich andere Gedanken machen, vor allem was die Reife anbetrifft. Die lässt sich nämlich nicht nur an Zahlen messen, sondern vor allem im Handeln. Der diesjährige Abigag scheint dafür als Beleg eher untauglich, weil der ein oder andere Abiturient eben auch beratungsresistent scheint: Keine Zerstörung von Mobiliar, keine Verwüstung des Schulhauses, egal, interessiert mich nicht. Ich bin dann ja weg. Wenn dieser letzte Schultag das Statement eines ganzen Jahrganges war, dann Prost Mahlzeit. Bei allem Verständnis existierender Floskeln, wie „Die anderen Jahrgänge haben ja auch …“, „Wir räumen das ja auch wieder weg.“. Was bleibt ist völliges Unverständnis. Zumindest bei mir.
Alle diejenigen, die bleiben, dürfen sich freuen. Natürlich über sechs Wochen Ferien, aber auch darüber, dass pünktlich zum Schuljahresbeginn der Fortschritt bei uns einzieht. Die Digitalisierung kommt. Und nicht nur als Ankündigung, sondern sie ist bereits im Haus. Ging dann doch alles schneller als gedacht, gerade, was die Anbindung an das Glasfasernetz anbetrifft, machte auch mich als Geist staunend. Bleibt die Frage, was wir aus bzw. mit diesen Möglichkeiten machen. Kostenloses W-LAN für alle, wäre etwas wenig.
Und dann wirft ein großes Ereignis seinen Schatten voraus: 2024 – das Hildebrandjahr. Der 200. Geburtstag unseres Namengebers und 100 Jahre RHS, auch wenn sie nicht immer so hieß.
Für die Zukunft ist also gesorgt, freuen wir uns darauf. Trotz Lärm und Hitze. Schöne Sommerferien.
Monat Juni
Laut. Viel zu laut. Das meinten viele am ersten Tag nach Ende des Wechselunterrichts. Klar, wenn man sich in den letzten Monaten hauptsächlich an die Lüfterlautstärke des heimischen PCs gewöhnt hat, müssen fast 900 Schüler wirken wie ein Orkan. Überhaupt gilt es, Verhaltensmuster neu zu ordnen: Wann esse ich, wann trinke ich, wann gehe ich auf Toilette oder vielleicht auch einkaufen? Die Abfolge muss neu geordnet werden. Immerhin ist wieder Schule. Gelingt nicht jedem, das wird aber wieder.
Wahrscheinlich werde ich in Zukunft auch auf imaginäre Post verzichten müssen, erreichten mich doch immer wieder Mails über schueler@rudolf-hildebrand-schule.de, in denen ich aufgefordert wurde, Menschen in meiner Nähe kennenzulernen, die ich aber gar nicht kennenlernen will. Also, wer flirten möchte, macht das unter seinem eigenen Nickname oder versucht den klassischen Weg, Blickkontakt und so. Dafür sind ja die aktuellen Bedingungen so schlecht nicht.
Also, wir sehen, der Alltag hat uns wieder, hoffen wir, dass es bis zum Schuljahresende so bleibt, ich kann mich auch mit der Lautstärke arrangieren. Eine leise Schule – hatten wir in den letzten Monaten zur Genüge.
Monat Mai
Unsere 12er haben es nicht leicht. Und das hat natürlich vor allem mit Corona und den verpassten Möglichkeiten zu tun: die Motto-Tage fast untergegangen, der Abigag steht in den Sternen und auch der Abiball ist aktuell kaum planbar.
Was sie aber nicht davon abhält, für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Zumindest finanziell. So gab es in den letzten 14 Tagen den Kulturabend, der ein bisschen an das Adventskalenderfensteröffnen kurz vor Weihnachten erinnerte. 14 Beiträge aus allen Bereichen, Gesang, Tanz, Instrumental, Rezitation, Musical sollen zu Spenden inspirieren, die dem eigenen Abiball oder, falls der nicht stattfinden kann, z.B. dem Kinderhospiz „Bärenherz“ zugutekommen sollen.
Nun kann man sich einfach mit der Sammelbüchse auf Youtube platzieren und die User auffordern, das Portemonnaie zu öffnen. Ganz so einfach haben es sich die Organisatoren dann nicht gemacht, sondern uns jeden Tag mit einer kleinen Geschichte verzaubert, mit bekannten wie auch noch unentdeckten Talenten. Verpackt mit einer originellen Anmoderation und professionell geschnitten kommen die Beiträge dem Anspruch der Schüler, in nachhaltiger Erinnerung bleiben zu wollen, mehr als nahe. Großes Dankeschön.
Monat November
Eigentlich wähnte ich mich ja schon im Winterschlaf, was will man auch sonst tun. Weihnachtsstimmung will nicht aufkommen, oder doch? Schon fast völlig dieser Hemisphäre entrückt, weckte mich heute weihnachtliches Gedudel. Wenn schon draußen kaum etwas möglich ist, holen sich meine Bewohner das vorweihnachtliche Flair einfach mal in die Schule. Angesichts der vielen Streamingdienste ist Weihnachtsmusik ganzjährig verfügbar, also Box an und los geht’s. Was braucht man noch? Candy Cane lautet die Antwort, bunte Zuckerstangen, garniert mit einer kleinen Botschaft an den Freund oder die Freundin oder die, die es werden sollen, um zu zeigen, wie gern man ihn / sie hat. Pünktlich zum Nikolaus soll die kleine Aufmerksamkeit an besondere Personen übermittelt werden. Schöne Geste in tristen Zeiten. Dass das Ganze natürlich auch einen kommerziellen Hintergrund hat, darf man ruhig hintenanstellen. Die 12er, die hinter dieser "Zauber etwas Freude in unsere Herzen"-Idee stecken, kofinanzieren somit ihren Abiball im nächsten Jahr. Hat im letzten Jahr schon gut funktioniert, Freunde kann man ja auch nie genug haben. Und sogar der ein oder andere Lehrer wurde bedacht.
So hält man auch "Santa Claus Is Comin' to Town" aus, weiterschlafen kann ich ja auch nach Nikolaus wieder.
Monat Februar
Morgen beginnt das Ende des Lockendowns. Alle, die inzwischen yetiähnliche Mähnen auf dem Kopf ihr Eigen nennen, können aufatmen, sollten sie einen der begehrten ersten Friseurtermine ergattert haben. Irgendwie scheint es aktuell wichtiger zu sein, was man auf dem Kopf als im Kopf hat. Dass die Schüler der Sekundarstufe I seit drei Monaten zu Hause lernen, interessiert die Gesellschaft weniger als die Öffnungszeiten des Friseur-Handwerks. Aber Lehrer kann eben auch jeder, die Haare schneiden dagegen, da erkennt man die Fähigkeiten sofort. Mir als Hilde ist das ja egal, ob meine Haarlänge mit Rapunzel mithalten kann, sieht eh keiner. Aber vielleicht wäre es doch sinnvoller, zunächst die Öffnung der Schulen in Erwägung zu ziehen, anstatt über Click & Collect und Meet & Greet in Baumärkten, Modeketten und Reisebüros nachzudenken.
Noch sind die Schüler größtenteils an Bord, LernSax funktioniert erstaunlicherweise gut, der ein oder andere vergisst das ein oder andere Fach ab und zu, noch bleibt das alles ohne Konsequenzen. Aber auf Dauer? Ich weiß nicht, aber der normale Schüler sollte für ein akzeptables Endjahreszeugnis schon die Schule mal wieder von innen sehen. Noten kann man natürlich auch online verteilen, aber machen wir uns nichts vor, das Wort „Pimpen“ bekommt im Zusammenhang mit der Notenerteilung doch eine ganz andere Bedeutung. Für Noten, die schlechter als „befriedigend“ ausfallen, muss man sich schon ganz schön blöd anstellen. Oder einfach nicht anwesend sein. Das fällt schon bei den so vehement geforderten Videokonferenzen auf, die ihren Namen eigentlich nicht verdienen. Ob der Schüler wirklich anwesend ist, kann man hinter dem Buchstabenkürzel nur vermuten.
Bis zu den Osterferien sind es noch vier Wochen. Was wird sich tun? Wechselmodell ab dem 08.März? Vielleicht, Voraussetzung ist ein Inzidenzwert unter 100, aktuell liegt er bei 95.
Die Entscheidung, ob man besser zum Friseur gehen sollte oder noch warten kann, fällt spätestens am kommenden Freitag.
Monat Februar
Es waren Ferien. Winterferien. Hätte das Kultusministerium diese nicht um eine Woche vorgezogen, hätten es die schönsten Winterferien überhaupt werden können. Für einen kurzen Augenblick löste der Flockdown den Lockdown ab, Markkleeberg ganz in Weiß. Wann hatten wir das das letzte Mal? Irgendwann in den 2000er Jahren, als unsere Schüler auf Langläufern und in kurzen Hosen in die Schule düsten.
Am Montag und Dienstag gab es schneefrei, die Bedingungen auf Straßen und Wegen waren, vorsichtig formuliert, suboptimal. Auf die Chance hat die Schneefräse jahrelang gewartet. Respekt an unsere Hausmeister, die am besten geräumten Parkplätze der Stadt gibt es nun an der Mehringstraße. Schade nur, dass das kaum ein Auto zu würdigen weiß. Dafür dürfen die fahrbaren Untersätze unserer Schüler erst- und wahrscheinlich einmalig das Gelände befahren. Platz dafür ist ja genug.
Sonst ändert sich kaum etwas. Bis Anfang März verweilen unsere jüngeren Bewohner in ihrem häuslichen Exil und erwarten die ersten Frühblüher, während unsere 11er und 12er wenigstens etwas Präsenz-Luft schnuppern dürfen. Schwierig beim Luftholen gestaltet sich die Frischluftzufuhr, drei bis fünf Minuten alle halbe Stunde und nach der Stunde ein Querlüften sind sicher sinnvoll, behaglich ist anders. Aber so sieht eben Schule 2021 aus.
Was macht Hoffnung? Der Frauentag. Nicht, weil die Muttis an diesem Tag verdientermaßen geehrt werden, sondern weil sie vielleicht an diesem Tag aus ihrem Nebenjob als Lehrer entlassen werden können. Zumindest teilweise. Sollten die Zahlen stimmen, wartet auf alle, wenn auch zeitlich versetzt, endlich ein Wiedersehen mit ihrem zweiten Zuhause.
Monat Januar
Ferien sind vorbei, die nächsten kommen in ein paar Wochen, dazwischen liegen fünf Wochen, in denen sich an den Koordinaten nichts groß ändern wird, ich werde größtenteils in derselben Funkzelle eingeloggt bleiben.
Wir hängen im Netz, manche nennen es auch digitale Schule. Unterricht erfolgt über Lernpläne und Aufgaben, wenn uns das LernSax lässt. Mir tun die Verantwortlichen im Rechenzentrum langsam leid, seit Dezember mehrere Systemabbrüche, Hackerangriffe, zuletzt am ersten Schultag des neuen Jahres. Heute ging den ganzen Tag gar nichts. Die sozialen Netzwerke sind voll mit kritischen Bemerkungen, ganz Schlaue fordern die Aufgabeneinstellung über die Homepages der Schulen.
LernSax selbst kontert ironisch und stellt in Aussicht, dass man sich wieder melde, sobald das Faxgerät funktioniere. Vielleicht sind die Verantwortlichen in Dresden bei Ihrer Entscheidung, die Rechenleistung nach Karlsruhe zu vergeben, auch ganz clever gewesen, so kann man den Unmut einfach weitergeben.
Hilft nichts, wir müssen in den verbleibenden fünf Wochen versuchen, dieses Halbjahr ordentlich zu Ende zu bekommen. Was auch nicht so schwerfallen dürfte, denn rechnet man die bisherigen Homeschooling-Wochen mal zusammen, wird man feststellen, dass man sich doch längere Zeit in der Schule aufgehalten hat. Und vielleicht können wir dann doch im Februar unsere Funkzelle mal wieder verlassen.
Monat Dezember
Wir haben noch keine Ferien. Ich glaube, das muss man der Allgemeinheit da draußen mal mitteilen. Viele denken ja, die Weihnachtsferien sind vorgezogen und die Schüler in Sachsen dürfen sich bereits erholen. Dazu sollte man mal die 12er befragen, das Bild dieser Woche, in der sie neben wenigen Gleichgesinnten der 7. Klassen und der 10a das Schulhaus ein bisschen bewohnter machten, erinnerte schon an den Destruktionswillen aus dem Expressionismus.
Allerdings geht mir die Schwarzmalerei aktuell ganz schön auf die Nerven. Und damit meine ich nicht das Corona-Problem, sondern das ständige Geningel, das und das geht nicht. Digitalisierung 2.0? Wir sind noch nicht mal bei 0,5. Würde uns aber auch nichts nützen, wir sind ja in häuslicher Lernzeit. Und da sieht es doch schon ganz anders aus. Man müsste sich nur mal organisieren können und damit meine ich jetzt nicht die Eltern, die sich aktuell im Homeoffice mit ihren Kindern herumärgern müssen. Damit meine ich uns selbst, also die direkt Beteiligten. Lehrer auf der einen, Schüler auf der anderen Seite. Was ist eigentlich so schwer daran, sich zu begegnen? Noch immer gibt es Klagen von Schülern und Eltern, man würde mit Aufgaben überhäuft. Wir sind nicht mehr im Monat März, wo wir uns selbst erst einmal einen Überblick über die Möglichkeiten verschaffen mussten. Inzwischen wissen wir, dass es Aufgaben und Lernplan gibt und beides verbindliche Dinge sind. Punkt aus.
Videokonferenzen sind kein Muss, es sei denn, man will die Schüler in ihrem täglichen Alltag überraschen. Aber sie können einen Mehrwert schaffen, die sozialen Kontakte untereinander befeuern. Man muss es nur wollen. Manchmal auch können.
Wichtig ist, dass sich alle den Rahmenbedingungen stellen und diese auch mittragen. Sind Aufgaben bis 20:00 zu erledigen, dann sind sie das auch. Was das auf LernSax passiert, ist kein Förderunterricht. Das bildet den normalen Unterricht ab. Und wenn man fünf Stunden Deutsch in der Woche hat, darf man sich nicht wundern, dass man adäquate Aufgaben für 225 Minuten bekommt. Das kriegt der ein oder andere mathematisch nicht gebacken.
So, das musste mal raus.
Ist eigentlich schon mal jemanden aufgefallen, dass der Titel unserer Schülerzeitung irgendwie nicht mehr zeitgemäß ist? Egal, sie ruht ja schon seit einigen Monaten im Winterschlaf, aber sollte sie mal wieder erwachen, wäre Zeit für einen Namenswechsel.
Monat Dezember
Das kam jetzt wenig überraschend. Das „Wort des Jahres“ ist Corona-Pandemie. Auch die Plätze 2 („Lockdown“) und 3 („Verschwörungserzählung“) gehen in dieselbe inhaltliche Richtung. Kreativ ist anders.
Ich denke, wenn wir diese Umfrage initiiert hätten, wäre das Ergebnis ähnlich ausgefallen. Habe ich im letzten Beitrag noch gemutmaßt, dass das Leben im Wellenbrecher-Modus unserer Kaimauer nichts anhaben könnte, ging es dann doch etwas schnell. Vielleicht auch zu schnell. Erste eine Klasse, dann weitere zwei, dann eine ganze Kursstufe und dann die ganze Schule. Ursachenforschung ist müßig, ich denke, wir haben alle nach den Oktoberferien geglaubt, dass die Hotspots um Sachsen einen Bogen machen. Und nun sind wir selbst mittendrin.
Okay, wir kennen das, im März war die Situation eine ähnliche, nur kannte da kaum jemanden, der auch wirklich vom Wort des Jahres direkt betroffen war. In Quarantäne zu sein, bedeutet für jeden etwas anderes. Der eine schlägt sich mit der Zeit rum, der andere kommt mit dem Aufgabenvolumen nicht klar, wiederum andere haben mit Symptomen zu tun und würden sich freuen, die Probleme der anderen zu haben. Den Eltern wächst die Mehrfachbelastung über den Kopf und die Lehrer sind genervt, wenn die zu erbringenden Leistungen nicht termingemäß kommen.
Vielleicht sollte jeder nur einfach das machen, was er kann oder noch besser, was er soll. Das permanente Infragestellen von Bitten, Anweisungen, Forderungen wird die Begleiterscheinungen der Pandemie auch nicht lösen. Aber es kann das gemeinsame Leben für alle schwerer machen. Einfach mal dem anderen vertrauen, dabei selbst oder noch besser an andere denken, bevor eine eigene Entscheidung getroffen wird. Sonst wird 2021 definitiv auch wieder ein Begriff aus dem Corona-Umfeld zum „Wort des Jahres“ gekürt.
Monat November
Zwei Wochen im Wellenbrecher-Modus vorbei. Das Ziel ist klar, eine zweite Welle verhindern und die Infektionszahlen nach unten drücken. Weihnachten steht vor der Tür, auch wenn das für unsere Schüler nicht unbedingt das entscheidende Motiv sein dürfte, um aktiv mitzumachen, die Weihnachtsmärkte fallen sowieso reihenweise aus. Aber als Kaimauer machen sich RHS und seine Bewohner schon ganz gut. Masken werden getragen, Abstände meistens eingehalten, das Mittagessen am Vierertisch eingenommen, man geht freiwillig an die frische Luft. Unsere 11er und 12er nehmen ihre Masken nicht einmal ab, wenn sie es könnten, man hat sich einfach an seinen Gesichtsschutz gewöhnt.
Also alles gut? Na, nicht ganz. Händewaschen, Pausenverhalten – lässt sich alles noch verbessern, man muss nur etwas hinterher sein. Und dabei wichtige Nebensächlichkeiten nicht vergessen. Die Gefahr lauert nämlich auch hinter einer ganz anderen Ecke: Täglich grüßt der alltägliche Wahnsinn im Zubringerverkehr, wenn sich Schüler schon in der Nähe des Schultores überlegen, die Maske um den Kopf zu ziehen und dabei alles andere vergessen. Andere Schulen haben sogenannte Kiss- and Go-Zonen eingerichtet, um das frühmorgendliche Gewirre auf den Straßen zu entzerren, sollten wir auch mal drüber nachdenken. Hätte auch für unsere Schüler der Kursstufe etwas.
Monat September
Die ersten zwei Wochen des Schuljahres sind vorbei und da kann auch ich mich mal wieder melden, in mein inzwischen wieder volles Haus ist das Leben zurückgekehrt.
War ja nicht unbedingt so zu erwarten, die Pessimisten unter uns haben den schnellen Lockdown vorausgesehen, der bis jetzt noch auf sich warten lässt. Dafür spielen unsere Bewohner aber ihr Spiel auch gut mit, Masken, wenn nötig, beim Thema Abstand lässt der Interpretationsspielraum viel zu. Unsere Fünftklässler erobern die Schule, haben noch Probleme sich zu orientieren oder hadern mit den langen Wartezeiten bei der Schülerspeisung. Oder mit den klaren Ansagen, wie man eine platzsparende Schlange bildet. Aber sonst, angekommen.
Das erhofft man sich auch von dem ein oder anderen Elternteil. Es macht für mich irgendwie keinen Sinn, pünktlich 12:50 mit seinem V8-Motor vorzufahren und dem Kind mittels röhrendem Motor zu signalisieren, dass man standby ist. Oder am besten gleich auf den Schulparkplatz, damit die Wege nicht so weit sind. Hallo? Das ist Lehrerheiligtum! Reicht doch, wenn die Mehringstraße zum Parkplatz wird.
Unsere Elfer sind besonders stolz, dass sie in den Pausen das Schulgelände verlassen dürfen. Warum, erschließt sich auch mir nicht so richtig, eigentlich ist ja sonst jeder Weg zu weit. Mit den 12ern an einer Ecke zu stehen, geht nicht, also pilgert man an die Bushaltestelle in der Lauerschen Straße. Die Busfahrer der Linie 65 dürften ihre Freude haben, wenn potentielle Fahrgäste an der Haltestelle warten, aber nie die Absicht haben, einzusteigen. Immerhin ist man aus dem Blickfeld derjenigen, die so etwas wie eine Aufsichtspflicht verspüren, und das dürfte seine Gründe haben.
Aber das gehört dazu, daran merkt man doch wieder, dass sich alles wiederholt und wir, ein Stück weit zumindest, wieder in der Normalität angekommen sind. Und das ist gut so.
Monat Juli
Fünf Monate „gefühlter Winterschlaf“, wäre ich erst heute wieder erwacht, ich würde mich wundern. Mache ich aber nicht, denn nur die besonderen Umstände, auch Pandemie genannt, haben mich davon abgehalten, mich irgendwie zu artikulieren.
In den letzten Monaten ist so viel passiert, allein das würde schon für einen Jahresrückblick an sich reichen. Zwei Wochen nach den Winterferien waren für den ein oder anderen schon wieder Ferien. Und daran hat sich bis heute nichts geändert, außer dass in dieser Zeit die Notengebung nicht konsequent ausgesetzt wurde. Insofern dürfte der Blick auf das kommende Endjahreszeugnis die eine oder andere Überraschung bereithalten. Auch wenn wir uns inzwischen als teildigitalisierte Schule betrachten dürfen, die dem Lockdown standgehalten hat, Aufgaben erhalten und Aufgaben lösen sind dann doch zwei verschiedene Dinge. Und Häkchen setzen, wenn man diese erfüllt hat, überfordert ab und zu auch den gemeinen Gymnasiasten. Nimmt man aber das allgemeine Stimmungsbild, dann hat sich unsere Schülerschaft insgesamt tapfer durch die Zeiten gekämpft.
Unsere 12er hatten es dagegen leicht(er). Quasi im Schongang wurde ihnen das Abitur weichgespült, nur die Matheaufgaben wollten da so gar nicht mitspielen. Nun ist das ja nicht neu, auch ohne Corona, dass man nach dem Mathe-Abitur von teilweise unlösbaren Problemstellungen spricht. Nur in diesem Jahr bekamen die Schüler Schützenhilfe von außen. In den Ruhestand versetzte Mathelehrer verkündeten in der LVZ, dass nicht einmal sie die Aufgaben in der vorgegebenen Zeit geschafft hätten. Allen 15 Punkte zu geben, ging dann doch nicht, sodass man sich auf eine Anhebung der Prüfungsergebnisse um einen Punkt einigte. Das ersparte zusätzliche Prüfungen zum Bestehen oder zum besseren Notendurchschnitt, anderen öffnete es ungeahnte Perspektiven, doch noch den NC für das Wunschstudium zu erreichen. Ich warte ja nur darauf, dass irgendjemand mal das Deutsch-Abitur in Frage stellt. Egal, gönnen wir es unseren Abiturienten, es fühlt sich besser an, mit 1,84 der beste Jahrgang ever zu sein, als ein Corona-Abi in der Tasche zu haben. Den Autoren der Abi-Zeitung scheint dieser Fakt aber etwas die Sinne vernebelt zu haben, wie sonst lässt sich erklären, dass es in dem wohl als Abi-Rede gedachten Resümee „Seck-Zwo“ nur Deppen auf beiden Seiten des Unterrichts gab. Was polemisch erscheinen soll, wirkt am Ende eher unangemessen und unangebracht. Einen Rundumschlag der „Jetzt kann ich endlich mal sagen, was ich denke“-Generation haben nicht nur die Abiturienten an sich, sondern auch die Lehrerschaft verdient. Und ja, die Schulleitung hat euch den Schultag und das Schulhaus in den letzten Monaten so strukturiert, dass ihr euch nicht zu nahe kommt. Sonst hättet ihr vielleicht kein Abitur. Um das zu verstehen, muss man nicht unbedingt Bio-Leistungskurs gewählt haben.
Für alle anderen bleibt die Option eines konsequenten Abfluges nicht, eher steht die Frage nach dem Check-In ins neue Schuljahr. Wie geht es ab September weiter. Volle Klassen? Kann man sich nicht mehr oder will man sich auch gar nicht mehr vorstellen. Schon allein der himmlischen Ruhe beim Mittagessen wegen. Oder im Unterricht. Lehrer sprechen mit Schülern, von denen man bisher gar nicht wusste, dass sie das können. Oder auch wollen.
Richten wir uns auf spannende Zeiten ein. Aber erst einmal die Sommerferien genießen und vor allem gesund bleiben.
Monat Februar
Einmal im Jahr öffnen wir uns. Für alle interessierten Dritt- und Viertklässler, deren Eltern, Großeltern oder für diejenigen, die einfach mal sehen wollen, was ihre Kinder oder Enkel so tun und wo sie sich den halben Tag vertreiben. Zweieinhalb Stunden präsentieren sich unsere Chöre, die einzelnen Fachbereiche, unsere Ganztagsangebote, Sozialarbeiter, Elternsprecher. Schüler lotsen Eltern durch das Schulhaus, erklären den Vertretungsplan und zeigen, wie man sich am besten orientieren kann. In den Chemielaboren raucht und knallt es, vielleicht ist der Andrang dort deshalb immer am größten. Aber auch die anderen Fächer können sich über mangelndes Interesse nicht beklagen, viele Eltern wollen auch nur einfach fragen, wie groß die Klassen sind, wie die Anbindung an den ÖPNV organisiert ist. Oder einfach nur „Lehrer schauen“, wissen, wie der Lehrkörper aussieht, der das eigene Kind unterrichtet. Oder bei Sodexo das Abendessen vorziehen.
Bedeutet eine Unmenge an Vorbereitung, aber auch die Chance zu zeigen, was man kann und welche Möglichkeiten unsere Schule bietet. Und da müssen wir uns nun wirklich nicht verstecken, auch wenn andere Einrichtungen vielleicht mehr Whiteboards haben oder kostenloses WLAN anbieten. Das ist nun wirklich nicht alles, was gute Schule ausmacht. Und deshalb wohne ich gern hier.
Hldes Jahresrückblick
Am 31.12. endet nicht nur ein Jahr, sondern gleich ein ganzes Jahrzehnt. Wir wechseln in die 20er, die gab es schon einmal und der ein oder andere könnte sich wohl vorstellen, in dieser Phase des 20. Jahrhunderts zu leben. Was war da alles möglich ... Aber ganz so weit wollen wir nicht zurückblicken, sondern 2019 noch einmal Revue passieren lassen, ein Jahr, das es in sich hatte.
Das neue Schuljahr ist nun mehr als eine Woche alt und unsere Bewohner haben sich wieder akklimatisiert. Das kann man angesichts der subtropischen Temperaturen wörtlich nehmen, man transpiriert so vor sich hin. Am besten nicht bewegen. 60 Minuten lang, kann man schaffen. Bewegung kommt zu Beginn des neuen Schuljahres eh von allein, die Schließanlage und das neue System bei der Schülerspeisung sorgen dafür. Der organisierte Verschluss der Schule ist nicht unbedingt der Traum eines jeden Schülers, bleibt doch nur ein kleines Zeitfenster, um sich in die Wärme der Räume zu stürzen. Organisation ist alles und so kann man mit einem perfekt getimten Aufschlagen in der Schule den eigenen Schlafrhythmus verlängern. Mitdenken erfordert auch unser neues Mittagessen-Modell, fun-tastic soll es sein und es kommt dem schon sehr nahe. Das eigene Beladen des Tellers erfordert einige Geschicklichkeit, hat aber den Vorteil, dass man als mündiger Bürger für die Gestaltung seines Mittagsmenüs in der Regel selbst verantwortlich ist. Die Abwechslung nimmt zu, nur nicht beim Küchenpersonal, das wohl auch noch im Schlaf den leeren Teller und den Hinweis „Bratwurstragout“ über die Theke schiebt.
Manchmal wird man auch als Geist noch überrascht. Unsere 12er halten seit gestern ihre Abizeugnisse in den Händen und sind wahrscheinlich froh, die Schule nicht mehr von innen sehen zu müssen. 12 Jahre sind auch genug. Und trotzdem zieht es den einen oder anderen noch in die Mehringstraße, und das nicht nur der tollen Lage wegen. Es menschelt hier auch ein bisschen. Dachten sich wohl auch ein paar ehemalige Kostgänger unseres Essensanbieters Sodexo und bedankten sich persönlich bei unseren Küchenfrauen für ihre Freundlichkeit und die Angebote in den letzten acht Jahren. Das musste auch die erfahrenste Frau hinter der Theke umhauen, normalerweise grummelt und motzt der gemeine Essensteilnehmer eher rum, als dass er sich zu einem freundlichen Wort hinreißen zu lassen. Insofern wirklich große Geste unserer Abiturienten! Schöne Ferien.
Letzter Schultag unserer 12er. Nachdem sie gestern ihre Abiturergebnisse bekommen haben, gab es heute allen Grund zum Feiern. Und im Vergleich zu den Vorjahren das auch mal mit Niveau. Keine Wasserspiele, dafür wurde den Lehrern der rote Teppich ausgelegt. Und ein Frühstück kredenzt. Das hat man auch nicht alle Jahre. Auch im Schulhaus selbst hatte man eher das Gefühl, dass unsere nun Ehemaligen sich mehr wohlgefühlt als ungeliebt haben müssen. Bällebad für die Kleinen, Pokertisch im Foyer, VIP-Lounge für die Lehrer vor der Schule. Das hatte was, allerdings müssen unsere Kleinen noch lernen, Ästhetik auch mal auszuhalten und nicht gleich alles zerstören zu müssen. Man kann sich auch mal an etwas erfreuen oder sich Inspirationen für den eigenen Abigag holen. Am Ende gab´s sogar eine Hochzeit mit Blumenkindern, besser kann man das Ende einer achtjährigen Beziehung nicht inszenieren. Danke, liebe Zwölfer. Wir wünschen euch alles Gute für die Zukunft.
Den Alltag unserer Schüler kann so viel nicht erschüttern. Die Stundenpläne stehen, die für die Umsetzung notwendigen Lehrer sind auch in ausreichender Anzahl da, auch Räume haben wir und ganz nebenbei auch das größte Schulgelände der Welt, auch noch mit inkludierter Bockwurst-Bude. Komisch, da hört man auch nichts mehr. Läuft also. Könnte man meinen, wäre da nicht das Problem der Digitalisierung. Traditionell läuft da nichts mehr, inzwischen sind wir, auch wenn unsere Bewohner das manchmal etwas anders sehen, ganz gut aufgestellt. Wir haben zwar kein W-LAN und kaum Whiteboards, aber immerhin ein paar Laptops , die imstande sind, zeitnah eine Google-Anfrage zu starten. Vertretungspläne gibt´s online, nachts kann man Mails an Lehrer schreiben, wer das mag. Damit könnte man leben, wäre da nicht das Monster namens Datenschutz. Als solches sehen es zumindest viele Bewohner und ignorieren es deshalb schlichtweg. Wenn das Smartphone schon kein Netz hat, funktioniert ja wenigstens die Kamera. Also wird abgelichtet, was vor die Linse läuft: Tafelbilder, PPP, Aushänge, Mitschüler, Lehrer vor Tafelbildern, … Man hat es im Kasten. Allerdings ist nicht ganz klar, was dann damit wird. Und deshalb gibt es ja den Schutz dieser Daten. Und der ist nun mal keine Einbahnstraße, in der das Recht auf Information permanente Vorfahrt hat. Es gibt auch so etwas wie das Recht an Eigentum, besser bekannt als Urheberrecht. Und d a s regelt eindeutig, ob etwas verarbeitet werden darf oder nicht. Und nicht das Interesse des Kamerabesitzers. Könnte den Alltag unserer Bewohner erschüttern, muss aber nicht. Denn die reagieren schon aus lauter Gewohnheit pragmatisch: Man kann ja auch einmal kurz wegschauen …
So langsam wird es wieder wärmer und das bedeutet Veränderung. Unsere Schüler gehen freiwillig auf den Hof, was immerhin den Vorteil hat, dass das Schulhaus seinen Status als Indoor-Spielplatz verliert und es ruhiger wird. Okay, dafür leidet die Umwelt. Fridays for Future? Bei unseren Jüngsten noch nicht angekommen. Unsere Zwölfer gehen in die Abiturvorbereitung und damit ebenfalls aus dem Haus. Es kommen neue Ideen, die unseren Schulalltag bereichern. Der Sponsorenlauf und das Hildebrandfest am 27.06., die Abiball-Finanzierungsaktionen unserer Elfer und Zwölfer. Wir haben inzwischen ein eigenes Merchandising, Hoodies & Co. warten darauf, gekauft zu werden. Die Schülerspeisung wird revolutioniert, mal wieder. Das Digitalisierungspaket soll kommen, auch mal wieder. Frage nur, wann und wie? Da werden wohl noch einige Frühjahre vergehen …
Der Nachmittag der offenen Türen ist immer eine Art Bewährungsprobe. Wir bieten alles auf, was im ersten Halbjahr an Aktivitäten gelaufen ist, was uns besonders macht. Und dann heißt es: Warten. Wer kommt und wenn ja, wie viele? Und da wurden wir in diesem Jahr nicht enttäuscht. Auch wenn das Gefühl trügen kann, je nachdem, wo man sich befand, aber man hatte Mühe, sich durch die Gänge zu zwängen. Voll war es vor allem da, wo es was zu erleben gab, in den Chemie- und Physikkabinetten, wo die Schüler eigene Experimente kreiert hatten, um ihre Zuschauer zu faszinieren. Aber auch die anderen Präsentationen profitierten vom Besucherandrang, sogar in den Deutsch-Bereich verirrte sich der ein oder andere und stöberte in den Bücherkisten. Gut aufgestellt waren die Fächer, in denen es etwas zu essen gab. Passt nicht zu jedem Fach, aber egal. Insgesamt ein runder Nachmittag, viele Besucher, viele Neugierige, viele potentielle Fünftklässler.
Kann ein Jahr mit einzelnen Wörtern, mit Fragestellungen umschrieben werden? Die Leute von Google aus dem kalifornischen Mountain View glauben das und präsentieren jedes Jahr ein Ranking, was die deutschen Google-Nutzer am meisten interessierte. Und, liebe 10 c, es ist nicht die Komplexe Lernleistung, sondern "WM", "Daniel Küblböck" und "Jens Büchner". Bei den Was-Fragen rangiert auf Platz 8 "Was tun bei Hitze?", bei den Wo-Fragen "Wo ist der Mond?" (Platz 1) und "Wo regnet es gerade?" (Platz 8), bei den Wie-Fragen "Wie muss Deutschland spielen, um weiter zu kommen?" (Platz 2), "Wie lange bleibt die Hitze?" (Platz 5) und "Wie heißt Bibis Sohn?" (Platz 8). Zumindest letzte Frage hätte ich auch googeln müssen.
Die Eilmeldung von heute schockte: Helene Fischer und Florian Silbereisen haben sich getrennt. Ich warte auf einen ARD-Brennpunkt zum Thema. Wenn man sonst schon keine Probleme hat …
Unsere Headline des Monats lautet - wir evaluieren wieder einmal die Schülerspeisung. Das ist mit Sicherheit legitim, nur das Ziel erschließt sich mir nicht. Eine Auswahl an vier Tagesgerichten, dazu ein umfangreiches Salat- und Ostbuffet, Getränke inklusive und das alles für einen Preis zwischen 3,14 € und 3,99 € (Bio-Menü), dazu nettes Sodexo-Personal im Speiseraum. Vom Angebot auf der anderen Seite will ich gar nicht sprechen. Was will man eigentlich mehr? Verbessern kann man (an einer Schule) immer etwas. Aber warum muss dafür immer das Thema Schülerspeisung herhalten? Haben wir nicht auch andere Probleme …
Zutaten: Zucker, Glukosesirup, Wasser, Säuerungsmittel: Citronensäure, Aroma, Farbstoffe: E100, E120, E171, das alles zusammen ergibt eine Zuckerstange. Und die gab es in dieser Woche gleich im Hunderterpack. Unsere Elfer verkauften in den großen Pausen das Zuckerwerk an alle, die am Nikolaustag einen Freund oder eine Freundin mit einem Schirmchen in rot und weiß sowie einer kleinen Nachricht überraschen wollten. Sogar die Übergabe organisierten die 11er selbst. Auch in den Fächern im Lehrerzimmer konnte man das ein oder andere Schirmchen entdecken. Dass mit dem eingenommenen Geld der Abiball 2020 kofinanziert werden soll, ist dabei nur eine kleine Randnotiz. Ich finde, eine feine Aktion. Könnte zur Tradition werden.
I bims. Hilde. Damit bin ich zwar nicht up to date, aber egal, dieser Preisträger aus dem letzten Jahr spiegelt ja d a s Sprachgefühl genauso wenig wieder wie „Ehrenmann“ oder die „Ehrenfrau“. Das bzw. die Jugendworte des Jahres, gekürt von einer 21köpfigen Jury des Langenscheidt-Verlages. Der Verlag, der den meisten an unserer Schule durch die rollenden Einkaufswagen voller Englisch-Wörterbücher bekannt sein dürfte, fühlt sich alljährlich berufen, nachzuweisen, wie Jugendliche heutzutage reden. Nur tun sie das so nicht. Kein Mensch sagt „I bims“ oder verwendet das zweitplatzierte „Glucose-haltig“ als Synonym für „süß“. Oder „lindnern“, in Bezug auf den Rückzug der FDP aus der Regierungsverantwortung nach den Bundestagswahlen im letzten Jahr. Wie klingt das auch, wenn unsere Abiturienten ihr „Lindnern“ für den Juni 2019 planen. Die Jury begründete ihre Wahl mit der gesellschaftlichen Entwicklung, ein Wort für beide Geschlechter zu verwenden. Passt. Plausibler aber erscheint die ganze Aktion, wenn man weiß, dass die Wahl eine Werbeaktion des Verlages ist. Macht das Ganze nicht sinnvoller, aber man kann sich ja auch mal zum „Lauch“ machen, will man etwas verkaufen.
Eigenartige Kostümierung heute in unserem Schulhaus. Was wir sonst nur von den Motto-Tagen der 12er kennen: Menschen in Warnweste, als Hippie verkleidet oder oldschool im Country-Style. Ist das Schuljahr schon rum? Dem ein oder anderen wäre es recht, aber so schnell dreht sich die Uhr auch in M´berg nicht. Unterricht mal anders, die Schüler des GK Musik 11 verkörperten die verschiedenen Musikstile vergangener Zeiten. Und da lief die Technokultur der 90er eben in Schutzanzügen oder orangen Warnwesten rum. Inklusive Trillerpfeife. Gothic traute sich wahrscheinlich keiner, Metal war auch nicht zu sehen. Hip Hop-Fashion ist wohl wieder aus, zumindest sieht man kaum noch den Schlabberlook. Egal, coole Performance.
Eine ökologische Schule werden wir mal nie. Trotz bester Voraussetzungen mit Solarpanels auf dem Dach, Wärmeversorgung aus dem Erdreich. Die Erbauer und Gestalter unserer Schule hatten sich das mit Sicherheit etwas anders gedacht, nur braucht es dafür eben auch die Bewohner. Und die haben es nicht so mit Ökologie. Wer sich während einer Pause so im Umfeld umschaut, wird bemerken, dass alles, was grün ist, magisch anzieht. Und das nicht etwa, um die Hacke in die Hand zu nehmen und das Unkraut zu entfernen, das gibt es schon lange nicht mehr. Daran ist aber nicht der heiße Sommer schuld, sondern der Bewegungsradius unserer Schüler. Kurze Wege sind tausendmal besser als eine grüne Fläche. Eine Hecke stört nur, will man effektiv Fange spielen. Es gibt nichts, wo man nicht durch kann. Schon ärgerlich. Vielleicht sollte das Fach „Schulgarten“ auch bei uns wieder eingeführt werden, würde sicherlich auch unsere "Greenkeeper" freuen.
Auf dem Edersee wurde die alljährliche Segelregatta abgesagt, so schlimm ist die Situation bei uns zum Glück nicht. Eine Woche Hitzeplan versüßte den Wechsel vom Ferien- in den Schulmodus erheblich, was es den Bewohner aber auch nicht unbedingt leichter macht, wieder in den Normalbetrieb schalten zu können. Fächerverbindender Unterricht der 10. Klassen, Studienfahrt nach Rom mit Hindernissen und Chorauftritte zu Beginn des Schuljahres sind für einen Auftakt durchaus sinnvoll, aber haben eben auch wenig mit Normalität zu tun. Eigentlich fängt morgen erst die „richtige“ Schule wieder an.
So sehen das vielleicht auch unsere Fünftklässler, die sich eine Woche lang spielerisch an sich und ihre neue Umgebung gewöhnt haben. Dieser Prozess hat es aber auch in sich und so seine Tücken: Was fange ich mit dem großen Gelände an? In welchem Zimmer habe ich gleich? Wo stelle ich mich beim Essen an? Warum soll nicht gleich jeder merken, dass man eher Schluss hat? Und, wie bekomme ich jetzt mein Schließfach auf? Zum Glück sind auch unsere Kleinen bestens vernetzt und wenn gar nichts mehr geht, rufen sie eben ihre Eltern an. Die scheinen irgendwie permanent verfügbar und helfen dann. Noch. Wenn nicht, bleibt der Sportbeutel eben übers Wochenende im Fach. So sieht dann Normalität aus.
So. Zwei Wochen Schule liegen bereits hinter uns. Zwei Wochen ohne Hitzeplan oder, die älteren Schüler kennen das Gefühl noch, Hitzefrei. Die Temperaturen dafür waren vorhanden, die Räume, in den man vor sich hin transpirieren konnte, eigentlich auch. Aber das war eben nicht genug für einen Hitzeplan. Deshalb waren gut durchdachte Durchzugs-Variationen gefragt, Türen und Fenster auf und solange keine „Wir-haben-schon-Schluss“-Feiernden über die Gänge ziehen, ist das auch eine ganz gute Lösung. Vor allem für die Schüler, die müssen sich ja nicht groß bewegen. Bei den Lehrern sieht das schon anders aus, nur falls sich der ein oder andere Schüler fragt, warum diese immer so oft am Fenster stehen.
Was wir noch üben müssen, sind die An- und Abfahrt zu Unterrichtsbeginn oder –schluss. Man müsste meinen, die stets fahrbereiten Hilfsbereiten haben das irgendwann mal verstanden, dass eine Straße eine Straße und kein Parkplatz ist, aber es kommen eben jedes Jahr neue Unverständige hinzu. Da fangen wir doch den Unterricht mal glatt etwas später an, weil der Lehrkörper im Stau steht. In der Mehringstraße wohlgemerkt.
Unsere Zehntklässler haben gelernt, dass man sich besser bereits vor dem fächerverbindenden Unterricht seinen Betreuer sucht. Hatten wir auch noch nicht. Aber eine Variante, zumindest, wenn man am Ende nicht mehr leeren Händen dastehen will. Das ist zwar nicht ganz im Sinne des Erfinders, aber eben effektiv.
So lernen eben alle dazu, ist ja irgendwie der Zweck von Schule.
Der Edersee in Hessen zählt zu den größten Stauseen Deutschlands. Er sorgt unter anderem dafür, dass die Binnenschifffahrt auf der Weser immer genug Wasser unter dem Kiel hat. Aktuell ist das etwas schwierig, die Pegelstände sinken allerorts und das sorgt auf dem Eder-Stausee für eine weitere Besonderheit. Der See, der 1914 angestaut wurde, wird zum nordhessischen Atlantis und gibt bei akuter Trockenheit die Gemäuer der alten Dörfer frei. Manche finden das gut, man kann in der Geschichte wandeln, andere weniger, der See ist immerhin auch ein attraktives Naherholungsgebiet und damit auch ein Wirtschaftsfaktor.
Was hat das mit mir zu tun? Ich denke, es ist Zeit. Angesichts der Meldungen aus Hessen werde auch ich mein Atlantis freilegen und wieder an der Oberfläche erscheinen. Quasi als eine Hilde 2.0. Wir hören uns.
Tagebucheintrag vom 21.06.2017
„Schoolbag in hand, she leaves home in the early morning
Waving goodbye with an absent-minded smile
I watch her go with a surge of that well-known sadness …“
Slipping Through My Fingers I ABBA
Irgendwie gehen mir derzeit diese Zeilen nicht aus dem Kopf, was vielleicht durch mein Faible für „Mamma Mia“ zu erklären ist, andererseits aber auch etwas mit meinem Zuhause zu tun hat.
Wieder ein Schuljahr herum, es hatte doch gerade erst begonnen, mit den ersten zögerlichen Schritten unserer neuen Fünftklässler, mit dem Stolz aller 11er, nun das Schulhaus auch von außen betrachten zu dürfen, zumindest in den Pausen. Und nun? Die Fünftklässler haben sich als Platzhirsche etabliert, die Elfer sehen inzwischen Wichtigeres, als sich in den Pausen auf der Mehringstraße zu präsentieren. Unsere 12er haben sich mit einem Abigag verabschiedet, dem das Publikum abhandengekommen ist, vielleicht auch nicht ganz fair, den letzten Schultag unserer Abiturienten in die letzte Schulwoche zu legen.
Und was war dazwischen? Zwischen Hitzefrei im August und Hitzeplan im Juni? Eine ganze Menge, neben Klassenarbeiten, Klausuren, Vorträgen, Präsentationen, Verteidigungen, was den Schulalltag unserer Bewohner eben so ausmacht. Aber ist das alles, was aus so einem Jahr hängen bleibt?
Ich denke, es war ein besonderes Schuljahr, indem sich, mehr oder weniger offen sichtbar, einiges verändert hat. Unsere Schülerschaft hat bewiesen, dass es auch mehr geben kann, als den alltäglichen Unterrichtswahn. Protestaktionen um die „Bockwurstbude“ am See, Streikaktionen für eine bessere Bildungspolitik, den Versuch, eine Schule mit Courage, ohne Rassismus zu werden, auch wenn dieser Aktion am Ende etwas die Luft ausging. Nicht zu vergessen, die Groß-Reine-Machen-Aktion im Mai, von der man durchaus mit Stolz behaupten kann, dass es so etwas nicht an vielen Bildungseinrichtungen gibt. Wir sind Spitze in den Fremdsprachen, im Basketball und beim Leipzig-Marathon, im musischen Bereich qualifiziert für die Deutschen Meisterschaften und verdrängen so ganz nebenbei Meister Bach von der „Bühne“. Respekt. Wir fahren in die USA, in die Niederlande und nach Italien, zum Skifahren nach Österreich. Und das ist nur die Spitze des Eisberges.
Wir haben in den letzten Jahren immer darüber sinniert, was den Hildebrandschen Geist ausmacht, ihn gesucht und doch nie so richtig gefunden. Reicht es, sich eine Plakette anzuheften, um ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein? Eher nicht. Aber man kann ihn erahnen, wenn man die oben genannten Erfolge hinzuzieht. Denn alle hatten eins gemeinsam, sie machen das Besondere unserer Schule aus.
Also, kein Platz für Melancholie. Schauen wir schon in den August, wenn unsere neuen Bewohner wieder durch die Gänge streifen und die neuen 11er sich die große weite Welt der Mehringstraße erschließen.
Bis dahin - schöne Sommerferien.
Tagebucheintrag vom 05.01.2017
Nu aber, es wird Zeit. Der ein oder andere wird es schon bemerkt haben, im Fachbereich Biologie und Geographie fehlt jemand. Marlies Kreusch hat sich Ende Dezember in ihren wohlverdienten Ruhestand verabschiedet und wird unserer Schule ab sofort fehlen.
Ich als Hilde habe zu ihr ein besonderes Verhältnis, denn, was nur die wenigsten wissen werden, uns eint der gemeinsame Name. Wobei ich ehrlicherweise zugeben muss, dass ich ich mir bei meiner Namensgebung keinerlei Gedanken darüber gemacht habe, ob es vielleicht schon eine Namensvetterin geben könnte. Die wahre Hilde wuselte aber schon lange als stille "Reinigungskraft" durch die Gänge unserer Schule und wusste damit alles. Aber auch wirklich alles. Oft gab sie ihr Wissen nicht preis, aber wenn, dann war aber auch nix vor ihr sicher. Die Lehrkräfte können davon ein Lied singen.
Die Lücke zu füllen, dürfte schwer fallen, nicht nur an ihrem Tisch im Lehrerzimmer. Dass bekannte auch unser Oberbürgermeister, der es sich nicht nehmen ließ, an ihrem letzten Schultag nicht nur als Stadtoberhaupt, sondern auch als ehemaliger Kollege und Schüler in seiner Rede lobende Worte zu finden. Für die Lehrerin, die in ihren beiden Fächern große Fußstapfen hinterlässt, aber auch für die Kollegin, die immer für ein offenes Ohr zu haben war.
Ich weiß, dass man über das Alter von Frauen nicht spricht, aber sie ist wohl auch die Frau, die nie alt wird. Und falls doch, ist ja noch genügend Zeit. Dafür wünsche ich ihr alles Gute, langweilig wird es ihr mit Sicherheit nicht werden. Und wenn doch, am Tisch hinten im Lehrerzimmer ist immer ein Platz frei.
Tagebucheintrag vom 26.11.2016
Es könnte ja mal etwas Ruhe einkehren, für Aufregung sorgt die Welt um uns herum schon genug. Aber nein, da droht der Bau eines Imbisskioskes mit eingebauter Toilettenanlage direkt vor unserem Schulgelände den vorweihnachtlichen Frieden zu gefährden. Was woanders als sinnvolle Aktion im Rahmen „Schöner unsere Städte und Gemeinden“ durchgehen würde, bringt bei uns Schüler und Eltern gleichermaßen auf die Palme.
Die aufgefahrenen Geschütze wirken schwer: „Bildung statt Bockwurst“ und „Freiraum statt Kapital“. Okay, da gehe sogar ich mit - allerdings, wir sind in Markkleeberg. Und da sollte man schon etwas die Luft rausnehmen, wenn es um Bildungsfreiraum geht. Den haben wir, mit dem größten Schulgelände sachsenweit, einer Schule, die von ihrer Lage und ihrer Ausstattung her ihresgleichen sucht. Freiraum heißt in meinen Augen nicht, nur die eigenen Wege gehen zu können, z.B. indem man grundsätzlich gegen alle anderen ist. Freiraumpolitik bedeutet lt. Wikipedia die Beschäftigung mit raumbezogenen Entscheidungen und Konflikten bzw. die Verbesserung gesellschaftlich erwünschter Funktionen von Freiraum. Und dazu gehört nun mal Partizipation, nicht Eskalation.
Wichtig wäre also, statt anonymer Postkarten an den OBM das Signal zur Mitgestaltung zu senden, an die Stadtverwaltung, an die Stadträte, an die Öffentlichkeit. Ich denke, das haben inzwischen auch unsere Schüler verstanden, die sich bei aller zu lobender demokratischer Teilhabe auch bewusst sein sollten, dass es nicht erst einer Bockwurstbude bedarf, um sich zu engagieren. Plätze für Freiräume gibt es auch in der Schule selbst zu suchen und zu finden, sei es bei der Erweiterung unserer technischen Ausstattung, bei der Ausgestaltung der Schule oder bei der Bildungsarbeit an sich.
Eine frohe Vorweihnachtszeit.
Tagebucheintrag vom 04.05.2016
Heute mache ich meinem Namen mal alle Ehre und nerve. Oder anders gesagt, formuliere mal, was mich nervt. Unsere Schule bekommt von Außenstehenden immer wieder zu hören: tolle Lage, tolle Schule. Ist ja auch so, das Lernen kann bei uns Spaß machen. Man kann es auch Wohlfühlatmosphäre nennen. Manche verwechseln das aber immer öfter mit einem All-Inclusive-Paket, einmal da kann man auch alles "mitnehmen", was geht. Das kostenlose Laden von Taschenrechnern und Smartphones ist da schon das kleinere Übel. Wer bezahlt´s? Die Eltern. Sind ja schließlich Steuerzahler. Bekommt man zu hören. Weiter geht´s in die Mensa. Mutti hat vergessen zu bestellen? Kein Problem, gibt ja noch eine Salattheke, an der man sich bedienen kann. Den Küchenfrauen noch einen dummen Spruch über den Tresen, vielleicht kann man ja sein Smartphone als Pfand dalassen. Wieder zurück in die Kuschelecken, man ist fertig, Beine auf die Polster. So sehen diese dann auch aus. Letzte Stunde rum, Stühle hochstellen? Steht zwar in der Hausordnung, was aber nicht heißt, dass man das auch machen muss. Gibt es ja geschultes Personal dafür.
Man kann das jetzt für spießig halten, sich darüber aufzuregen, ich finde es eher traurig. Und das ist noch harmlos ausgedrückt. Mich nervt das einfach.
Tagebucheintrag vom 21.04.2016
Zurzeit ist alles etwas anders in unserer Schule. Die Vertretungspläne gleichen Abfahrtstafeln auf dem Leipziger Hauptbahnhof, die Wege zu den Bahnsteigen werden immer länger, das Personal angespannter: Es ist Abi-Zeit. Und das nicht nur für unsere 12er, sondern für alle. Der Sport-Unterricht findet nicht in der Turnhalle statt, ständig wird man per Aushang aufgefordert, sich ruhig zu verhalten, Gänge nicht zu betreten, Türen nicht zu öffnen. Das fällt schwer und nicht jeder will das verstehen. Vielleicht kann es der ein oder andere auch nicht.
Was passiert aber in den Räumen? So eine Abi-Prüfung läuft ja eigentlich immer gleich ab. Der Prüfling betritt, bewaffnet mit einer Grundausstattung an Lebensmitteln, die ausreichen würden, die nächsten 48 Stunden zu überleben, das für ihn eigens hergerichtete Prüfungszimmer. Und dann wird erst einmal der Tisch präpariert: Gummibärchen, Schokolade und Dextro Energy links, die Getränkeauswahl rechts. Und da ist aber alles dabei: Brita, Merkur, Bad Liebenwerdaer, Monster, Saskia, Granini, Coca Cola, Lichtenauer und natürlich auch gut & günstig. Die Mutigen komplettieren mit Monster und Red Bull. Noch etwas Platz für das Gesunde schaffen, geschnittene Äpfel, gespitzte Möhren und die Cocktailtomaten kommen irgendwo dazwischen. Man braucht ja auch noch Platz für das Eigentliche: Konzeptpapier, Taschenrechner, Duden und das Tafelwerk. Für die Musik gibt es auch noch was auf die Ohren, den MP3-Player stellt die Schule. Inklusive Playlisten. Dann kann´s ja losgehen ...
Zeit zum Verstehen, Zeit zum Arbeiten. Das kann der Prüfling auch ungestört, wenn nicht der Heizkörper gerade fiept oder die Mitschüler aus dem musischen Bereich auf die Idee kommen, in ihren Übungsräumen Tonleitern auf dem Klavier zu intonieren. Okay, muss man eben den MP3-Player etwas lauter drehen. Abwechslung natürlicher Art verschaffen die Toilettenzeiten. Man kann ja nicht einfach gehen, wann man will, sondern nur, wann man darf. Auffällig in der Chemie-Prüfung, es gibt nur Rechtshänder. Gibt es da nicht irgendeinen Zusammenhang mit der Kreativität? Geht es dem Ende der Prüfungszeit entgegen, werden die Blicke in die Rechner und Duden länger. Was sucht man eigentlich?
Der Prüfling ist aber nicht allein im Raum, für sein Wohl und Wehe sind immer zwei Lehrkräfte anwesend. Und die haben es besonders schwer. Vor allem kämpfen sie mit der Müdigkeit. Die Konzentration hochzuhalten, ist ein schwieriges Unterfangen, wenn man zwei Stunden nichts anderes machen darf, als den Blick schweifen zu lassen. Da kommt man auf die tollsten Ideen: Wie viele Löcher hat eine Platte der Deckenverkleidung? Blöd ist, wenn man gerade bei der 49. Reihe ist und ein Schüler den Raum verlassen möchte, weil das Zeitfenster der Toilettenöffnung es gerade zulässt. Muss man erneut anfangen, aber so vergeht wenigstens Zeit.
Nach mindestens 240, maximal 300 Zeigerumdrehungen ist das Ganze schon vorbei. Die Essens- und Getränkevorräte zeigen sich nur wenig dezimiert, das Meiste wird wieder eingepackt. Es sind ja noch ein paar Prüfungen ...
Tagebucheintrag vom 25.03.2016
Unsere lieben 12er scheinen aus den Erfahrungen der letzten Jahre ihre Lehren gezogen zu haben: Einen nachhaltigen Eindruck an der Schule hinterlässt man nicht nur mit entsprechenden Leistungen, auch die Optik muss stimmen. Und so durfte wir die letzten Tage wieder die Motto-Tage genießen, die, anders als in manch anderen Bundesländern, sehr friedvoll über die Bühne gingen: 80er, Alltag vs. Business, Historisches und Märchen - das waren die diesjährigen Themen. Wobei nicht an jedem Tag wirklich herauszubekommen war, welches Thema eigentlich angesagt war. Liebevoll war es allemal und es war fast schon rührend, mit anzusehen, wie die Schüler ihre letzten Stunden vor dem Abitur genossen. Etwas Wehmut war da auch dabei. Anders unsere Fünftklässler, die dank ihrer großen Klappe und mangels jeglichen Respekts gegenüber den Großen diese permanent darauf hinwiesen, was an ihren Kostümen alles nicht stimmte. Könnte aber auch damit zu tun haben, dass sich Bob der Baumeister & Co. nicht mehr im Erfahrungsschatz der heranwachsenden Facebook-Generation finden lässt.
Für unsere 12er beginnt nun die entscheidende Phase, nach den Osterferien warten die schriftlichen Abiturprüfungen und anschließend sofort die mündlichen. Der Stress scheint groß zu sein, der ein oder andere wurde in den letzten Wochen gar nicht mehr in der Schule gesehen, wahrscheinlich um Prioritäten setzen zu können, welcher Art auch immer.
Nun aber erst einmal die letzten Ferien genießen. In diesem Sinne - frohe Ostern.
Tagebucheintrag vom 01.02.2016
Wir sind wieder auf der Suche nach Nachwuchs. Normalerweise kommt der von ganz allein, Markkleeberg ist eben schon besonders. Vielleicht haben sich die Macher des "Tages der offenen Tür" deshalb gedacht, angesichts allgegenwärtiger zeitökonomischer Zwänge tut es ein "Nachmittag der offenen Türen" auch. Wobei der Teufel hier im Detail liegt, zwischen beiden Veranstaltungen liegt gerade einmal eine Stunde Differenz. Dafür haben dann aber alle Türen geöffnet. Denkt man, was eine Besucherin des diesjährigen NdoT beim Klinken der Sekretariatstür fast verzweifeln ließ.
Ansonsten war diese Schau aber schon das Kommen wert, können doch alle Klassenstufen zeigen, was sie so im Unterricht tun. Und das dann eben nicht nur den zukünftigen Eltern und deren Schützlingen, sondern auch den eigenen Familienangehörigen. Dafür ist der Nachmittag zwar nicht gedacht, aber wenn es sonst keine Möglichkeit gibt. Beliebt waren vor allem die Räume, wo es rauchte und knallte. Chemiker und Physiker haben es da immer leichter, Kinder zu faszinieren als andere Fächer. Dafür blieb hier etwas Zeit, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen, Fragen zu beantworten, Bedenken aus dem Weg zu räumen. Und das trotz knapp bemessener Zeit. Vielleicht beim nächsten Mal etwas mehr ...
Tagebucheintrag vom 05.10.2015
Schwupps, sind die ersten Schulwochen schon wieder vorbei und die ersten Ferien stehen vor der Tür. Die haben wir uns aber verdient, und die Eltern erst, wenn man der letzten Post Glauben schenken darf, leidet ja das ein oder andere Elternteil massivst mit. Wobei man eben auch nicht alles glauben darf, was so geschrieben oder geredet wird. Nach meiner letzten Wasserstandsmeldung soll es ja Eltern gegeben haben, die glaubten, bei uns sei Land unter, nur weil der ein oder andere noch kein KoL-Thema hatte. Na, da gibt es weitaus Schlimmeres, wobei es wirklich noch Restexemplare an Schülern geben soll, die immer noch keinen Betreuer gefunden haben. Muss aber nicht am Willen der Lehrkörper scheitern. Manchmal hilft schon das zielgerichtete Abschicken einer E-Mail oder zumindest das Wissen, man habe es getan.
Unsere 12er sind in dieser Hinsicht auf der sicheren Seite. Haben sie doch heute ihre Studienarbeiten abgegeben, bei vielen war das eine Punktlandung. Ich kann mir die Zustände vor Computer und Druckausgabegerät bildhaft vorstellen, vor allem, wenn das Druckerpapier ausgeht oder der Toner alle ist und der letzte Sonnabend vor der Abgabe ausgerechnet auf einen 03. Oktober fällt und alle Geschäfte geschlossen haben. Für meinen klugen Ratschlag, doch eher anzufangen, bleibt wohl nur ein müdes Lächeln übrig, es ist ja jedes Jahr dasselbe. Und dieses Gefühl scheinen die lieben Schüler irgendwie auch zu brauchen.
Beste Zeit für eine Auszeit. Schöne Ferien.
Tagebucheintrag vom 07.09.2015
Hilde brauchte mal eine Auszeit, es gibt Leute, die das bemerkt haben. Schönes Gefühl. Auch für einen Geist. Vor den Ferien gab´s noch ein glückliches Wiedersehen mit meiner Namensvetterin von der Reinigungszunft, die sich aber nun etwas stärker zurückziehen möchte. Nun muss ich das Geistsein leider allein schultern. Na, da wollen wir mal.
Es sind die Wochen der Bewegung. Jede Krankenkasse hätte ihre wahre Freude, gerade heute, wenn die AOK gesundheitsgefährdendes Verhalten wie wenig Bewegung, schlechte Ernährung, wenig Schlaf, zu viel Zeit vor Fernseher, Computer oder Smartphone bei jedem fünften Auszubildenden zu beobachten weiß. Nun sind unsere Schüler ja quasi auch Auszubildende und wissen dem Trend entgegen zu steuern. Unsere Fünftklässler durch intensives Berennen aller Gänge, keiner kann sie dabei aufhalten, schon gar nicht eine aufsichtsführende Lehrkraft. Wenn auf den freundlichen Hinweis, dass Hofpause sei, ein umso überzeugenderes "Häää?" kommt, kann man schon froh sein. Bleibt nur, dem Aufmüpfigen zu folgen, mit wenig Aussicht auf Erfolg, wissen doch die Querulanten ihre Taktik permanent zu wechseln und sich in ihre Rückzugsräume zu verkrümeln.
Auch unsere Zehntklässler sind derzeit in taktischer Absicht unterwegs. Gilt es doch, einen attraktiven Partner für die anzufertigende Komplexe Lernleistung zu finden. Und der läuft einem eben nicht einmal so über den Weg, da muss man sich schon etwas einfallen lassen. Eher zum Unterricht kommen, den Stunden- und Raumplan des Auserwählten erahnen, um ihn dann im passenden Moment zu stellen und festzumachen. Das Thema ist dabei eher sekundär, Hauptsache, man hat einen Lehrer an der Hand und lässt ihn dabei nicht mehr los. Nichts für Phlegmatiker, nichts für die AOK-Studie.
Post an Hilde - 08.09.2015
Liebe Hilde,
ich musste laut lachen. Meine Tochter ist derzeit auch als KOL-Motte voll beschäftigt. Nur, was bleibt ihr anderes übrig? Thema fertig, Gliederung fertig, Arbeit durchdacht, ... aber die Lehrer wedeln die Schwärme (notgedrungen) weg ... hab schon 3 Schüler. Thema passt nicht ... hab auch noch andere Klassen ...
Irgendwann wird sich der Knotenlösen. Doch bis sich einer gefunden hat, der die Fliegenklatsche weniger heftig schwingt, wird sie mit 2 Ersatzthemen im Gepäck eisern weiter schwärmen - und hoffen, dass am Ende sowohl irgendein Thema als auch die Betreuung passen. Und wir Eltern wedeln nicht minder emsig den sich aufbauenden Stress, Druck und Ängste weg.
Tagebucheintrag vom 06.07.2015
H i l d e ist etwas irritiert. Oder sollte ich besser sagen, i c h bin irritiert? Keine Angst, dass liegt nicht an den subtropischen Temperaturen in meinem Zuhause und der damit verbundenen Gefahr eines Hitzeschlages. Ich bin ein Geist, ich kann so was ab.
Obwohl ich gar nicht mehr so richtig weiß, ob ich noch einer bin. Wollen doch verschiedene Kreise, dass ich mich oute, mir einen Briefkasten zulege und damit einen offiziellen Namen. Nun, soweit kommt es noch. Ich kenne durchaus das Telemediengesetz und weiß um die Kennzeichnungspflicht. Wer diese sucht, findet sie auch.
Dieser Blog heißt „Hilde nervt“. Entstanden vor ein paar Jahren aus einer Idee heraus, ab und zu hinter die Fassade zu schauen, Kurioses anzumerken, zum Nachdenken anzuregen, sich Gedanken zu machen zu allem, was an meiner / unserer Schule so passiert. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.
Tagebucheintrag vom 15.06.2015
"Leipzig - eine bunte Kulturstadt, ein Ort des Glücks und der Freiheit, die perfekte Kombination aus Stadt und Natur. Vor allem ist Leipzig aber ein Ort, an dem man sich zu Hause fühlt, an dem man angekommen ist."
Werbung für die Stadt vor unseren Toren müssen wir nicht machen, diese zwei Sätze sind aus dem Imagevideo "Mein Leipzig" entnommen, das in diesen Tagen die Messestädter erfreut, uns natürlich auch. Denn wer einmal genau hinschaut, wird bemerken, dass die Filmemacher es mit den Stadtgrenzen nicht so genau nehmen, Markkleeberg und Leipzig werden eins, zumindest im Film. Und unsere Schule mittendrin.
Bei der Planung des Konzertes unserer Chöre am vergangenen Freitag in der Peterskirche dürften diese Feinheiten keine Rolle gespielt haben, die Wahl des Ortes hatte wohl eher pragmatische Gründe. Trotzdem kam dem Zuhörer durchaus die einleitenden Worte in den Sinn, denn das, was die verschiedenen Chöre unserer Schule in fast 2,5 Stunden boten, passte genau in diesen Anspruch der Messestadt: tolle Stimmen in einem insgesamt großartigen Konzert.
Seit 39 Jahren gibt es die vertieft-musische Ausbildung an der RHS, damit verbunden eine ebenso lange erfolgreiche Chorarbeit. Dass unsere Chöre zu den besten Deutschlands gehören, so der Oberbürgermeister der Stadt Markkleeberg, Karsten Schütze, in seiner Rede, konnten sie auch an diesem Abend wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen. Mit dem vierten Chor präsentierte Chorleiter Sven Kühnast ein Novum in der langen Konzertgeschichte: Der Chor der Ehemaligen hatte sich in nur wenigen Wochen gefunden, geprobt wurde kurz vor Konzertbeginn, und das Resultat konnte sich hören lassen. Sie haben eben nichts verlernt. Auch nicht Hans-Christian Müller, dem Gründungsvater der RHS-Chöre, der, als hätte er in den letzten 20 Jahren nichts anderes gemacht, die Ehemaligen durch das anspruchsvolle Programm dirigierte.
Da es eigentlich ungewöhnlich ist, ein 39jähriges Jubiläum zu feiern, darf man davon ausgehen, dass die runden Geburtstage wenigstens ebenso begangen werden. Und das nächste steht im kommenden Jahr an - 40 Jahre Chormusik an der RHS. Meinetwegen darf auch wieder in Leipzig gefeiert werden.
Tagebucheintrag vom 05.06.2015
Manchmal geht es mir wie Paulchen Panther: "Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?" Das Schuljahr würde diese Frage wohl bejahen, die letzten Arbeiten werden geschrieben, die letzten Noten vergeben, die Klassenfahrten stehen vor der Tür und die Schüler planen schon einmal die Zimmerbelegung. Der Sommer ist da.
Bis dahin gibt es aber noch einiges zu tun. Die 10er schreiben ihre Abschlussprüfungen in Deutsch, Mathe und Englisch; unsere Chöre vereinen sich am 12.06. in der Peterskirche mit den Ehemaligen. Im Juni wird es international an unserer Schule: Amerikaner, Rumänen und Niederländer sind zu Gast. Am 25.06. küren wir die Sieger des diesjährigen Hildebrand-Wettbewerbes. Die Ausgabe der Abiturzeugnisse und der Abiball leiten die letzte Schulwoche ein, das Sportfest am 09.07. rundet das Schuljahr ab.
Und ich? Ab sofort kann man mit mir auch kommunizieren, einfach unten stehendes Formular ausfüllen. Ich verspreche, ich schaue auch jeden Tag nach und freue mich jetzt schon auf eure Post.
Tagebucheintrag vom 23.04.2015
Man kann ja über die sozialen Netzwerke schimpfen, wie man will, jeder braucht sie, jeder hat sie, jeder nutzt sie. Manchmal scheitert das Vorhaben aber schon an den einfachsten Dingen: Seit Wochen ist ein sehr ausdauernder User bemüht, seine Anmeldung bei Facebook abzuschließen. Passiert mit Sicherheit sekündlich und wäre nicht weiter erwähnenswert, würde er nicht versuchen, seine Anmeldung mit schueler@rudolf-hildebrand-schule.de abzusichern. Das kann und wird nicht funktionieren.
Tagebucheintrag vom 18.04.2015
Auch wenn es der ein oder andere nicht glauben mag, das Schuljahr neigt sich schon wieder dem Ende. Die letzten Ferien sind vorbei, die 12er erwarten ihre Abschlussprüfungen und die 10er bereiten sich auf ihre Leistungsfeststellungen vor. Prüfungsatmosphäre also für die Schüler, was natürlich auch für die Schule an sich gilt. Das bisher Geleistete wird auf den Prüfstand gestellt. Ist das bei den in Deutsch, Englisch, Mathe & Co. zu erbringenden Leistungen noch ganz einfach zu ermitteln, dafür gibt es Anforderungskataloge, sieht das für eine Schule schon schwieriger aus. Natürlich muss sich auch unsere Schule über den Abi-Notendurchschnitt messen lassen, aber das allein sagt noch nicht viel über das Leben an der Schule aus. Leistungen sind das eine, Lernen an und in der Schule das andere.
Unser Anforderungskatalog ist das Schulprogramm, in dem verankert ist, was wir wollen und vor allem wohin wir wollen. Vor fünf Jahren, pünktlich zur Evaluation unserer Schule durch das Sächsische Bildungsinstitut, zusammen mit Schülern, Eltern und den Lehrern der Schule auf den neusten Stand gebracht, bedarf es dringend eines Updates. Inzwischen gleichen unsere Visionen eher ein realistischen Bestandaufnahme, vergleichbar mit vielen anderen Schulen der Umgebung. Sollte das das Ziel sein, dann braucht man einfach nur das Datum zu aktualisieren und fertig. Will man aber mehr, dann sollte man die ehrgeizigen Ziele auch angehen, Papier ist bekanntlich geduldig. Vieles, was unsere Schule einmal auszeichnete, ist inzwischen weggebrochen: Winterlager, Schüleraustausche, Winterfest, sogar der bei den 12ern so beliebte Abigag fällt in diesem Jahr aus. Das Teamteaching, eine Besonderheit des gesellschaftswissenschaftlichen Bereiches, steht in jedem Halbjahr auf der Kippe und funktioniert nur noch auf Grund der Zusammenlegung zweier Klassen. Der Hildebrand-Wettbewerb, im letzten Jahr noch als die Talenteshow schlechthin gefeiert, verkümmert in diesem Jahr mangels Talenten. Umweltfreundliche Schule? Überhaupt - Lebensraum Schule? Was man sich darunter vorstellt, steht alles im Schulprogramm. Leider.
Unsere Schule kann mehr, dann darf es aber nicht nur bei bloßen Absichtsbekundungen bleiben, sondern dann muss auch so ein Schulprogramm mit Leben ausgefüllt werden. Dazu braucht es Interesse und vor allem Engagement von allen Seiten, ab und zu reichen auch motivierende Worte unserer Bedenkenträger. Aktuelles Beispiel? Gerade eben geht unser letzter Schüleraustausch dahin, der Besuch der Schüler aus Morestel war der letzte seiner Art. Die Proteste halten sich in Grenzen, warum auch immer.
Wir brauchen kein Schulprogramm, nur damit wir eins vorweisen können. Wir brauchen ein Schulprogramm, damit wir in den nächsten Jahren nicht in einer Sackgasse enden und dem derzeitigen Gefühl, dass Schule nur ein Dienstleister sei, etwas entgegensetzen können. Meint übrigens auch das Schulprogramm: "Die am Schulleben Beteiligten nehmen am Prozess der Schulgestaltung und Schulentwicklung aktiv teil."
Es ist nicht 5 vor 12, es ist schon fast Punkt 12.
Antwort auf Post an Hilde, 01.04.2015
Liebe Hilde,
nachdem deine Gedanken regelmäßig für Gesprächsstoff am heimischen Abendbrottisch sorgen, muss ich mich heute doch einmal direkt an dich wenden.
Die Gedanken einer „Insassin“ führten doch zu regen Diskussionen. Und meine heimischen „Insassen“ rieten mir, mich doch direkt an dich zu wenden.
Die Elternabende zum Thema „Drogen“ sind wirklich sehr informativ und toll gemacht. Nun ändern sich ja in einem Jahr weder die Gesetze, noch der Markt. Man nimmt also als interessiertes Elternhaus an dieser Veranstaltung teilt und ist für die nächsten Jahre erst einmal informiert. Wir wiederholen dies übrigens alle paar Jahre, um auf dem Laufenden zu bleiben. Die Mitglieder aus der Drogen- Projektgruppe sind sicher bestens informiert, ebenso wie die Schulelternsprecher, so dass man nicht von Desinteresse ausgehen sollte.
Für mich stellt sich natürlich die Frage, wie ein Zusammenhang zwischen Teilnahme am Elternabend und Interesse an der Drogenproblematik überhaupt hergestellt werden kann. Man sollte den nicht teilnehmenden Elternhäusern nicht unterstellen, dass sie das Thema ignorieren (dann müssten die meisten Eltern das Thema „Pubertät“ komplett ausblenden, da auch zu diesen angebotenen Elternabenden der Saal nicht voll war). Ich bin sehr froh, dass das Thema „Drogen“ wieder sachlich behandelt wird. Die Zustände, in denen sich Schüler gegenseitig denunzierten, Lehrer in Verruf gebracht wurden, jeder verschenkte Cookie mit Drogen versetzt sein sollte und Gerüchte in die Welt gesetzt wurden, wollen wir wohl alle nicht mehr.
Auch heute werde ich noch von Eltern der unteren Klassen und Grundschuleltern angesprochen, ob es stimmt, dass die RHS ein Drogenproblem hat. Mit sachlichen Informationen konnte ich bisher alle Fragen beantworten und hoffentlich auch einige Ängste nehmen. Ich denke nicht, dass der Ruf der Schule unter dem offenen Umgang mit der Thematik gelitten hat, sondern durch die unreflektierten Gerüchte. Das unter diesen Umständen der Saal damals voll war, ist nur natürlich.
Das Thema „Drogen“ gehört mittlerweile zum Alltag, der Umgang damit hat sich normalisiert: man informiert sich, spricht mit seinen Kindern, achtet auf das Umfeld, bespricht eventuelle Ängste oder Probleme mit den Klassenlehrern und Eltern.
Dafür kann man am Elternabend teilnehmen, muss man aber nicht. Und das hat nichts mit „Augen verschließen“ zu tun.
Es grüßt dich
ein Elternteil, der in diesem Jahr auch nicht am EA teilgenommen hat
Post an Hilde, 05.03.2015
Ach, Hildchen, ganz schön was los bei dir. Oder sollte man vielleicht sagen: Nix mehr los bei dir?
Erinnerst du dich? Am 5. März 2014 fand ein sehr beeindruckender Elternabend in deiner Aula statt. Es ging um Drogen. Viele Menschen waren gekommen, die Stühle reichten nicht einmal aus und es ging ganz schön hoch her. Die Eltern hatten Angst, dass ihre Kinder ausgerechnet in der Schule oder um sie herum mit Drogen in Berührung kommen könnten. Sie riefen nach Maßnahmen, wollten sogar Drogenhunde durch deine heiligen Hallen schicken. Und deine Leute bemühten sich redlich: Eine Präventionsgruppe, bestehend aus Eltern, Schülern und Lehrern, wurde ins Leben gerufen, deine Lehrer informierten sich während eines pädagogischen Tages über alles, was es an illegalen Substanzen gibt, viele Gespräche wurden geführt, seit diesem Schuljahr wird dieses Thema sogar im Fächer verbindenden Unterricht der 7. Klassen eine ganze Woche lang besprochen.
Und in der vergangenen Woche fand er wieder statt – der Elternabend. Übrigens wie schon seit 13 Jahren. Ich war sehr gespannt auf die Teilnehmerzahl. Diesmal reichten die Stühle aus, denn es waren nur 21 Eltern gekommen. Leider war darunter niemand aus der Präventionsgruppe und auch keiner der Schulelternsprecher wollte sich informieren.
Nun frage ich mich, woran es liegt, dass das Interesse innerhalb eines Jahres derart nachgelassen hat. Gibt es das Problem nicht mehr? Haben alle eine eigene Lösung gefunden? Haben sie resigniert? Wissen jetzt die meisten Eltern alles zu diesem Thema?
Kompetente Leute werden eingeladen, damit wirklich auf alle Fragen und Probleme eingegangen werden kann. In diesem Falle waren es Frau Ackermann vom Präventionsteam der Polizeidirektion Leipzig und Herr Rost vom Projekt Drahtseil. Sie hielten sehr gute und informative Vorträge. Wenn aber nur so wenige Eltern anwesend sind, werden wertvolle Gelegenheiten verschenkt und das sollte man sich genau überlegen...
Eine meiner Fragen kann ich selbst beantworten: Natürlich gibt es das Problem noch und das ist inzwischen leider eine normale Sache. Nur, wie wird damit umgegangen? Unsere Schule ist offensiv damit umgegangen und hat dadurch möglicherweise ihrem guten Ruf geschadet. Bleibt zu hoffen, dass auch die Eltern weiter mit den Lehrern an einem Strang ziehen und jetzt nicht (wieder) die Augen verschließen.
Es grüßt dich
Eine „Insassin“
Tagebucheintrag vom 03.03.2015
Da lamentiert man in den letzten Jahren so des Öfteren über die verloren gegangene Hildebrand-Manie in meinem Zuhause und dann öffnet sich da eine Tür, die man bisher gar nicht gesehen hat. Und damit meine ich nicht die, hinter der die Alpen-Hilde Speckknödel serviert, sondern die unseres musischen Bereiches. Lange Zeit hatte man dort das Gefühl, unseren Musis wäre das Zuhause abhanden gekommen, viel Neben- statt Mit- und Füreinander. Aber das scheint vorbei zu sein, nun holen unsere Choristen ihre Vorgänger zu einem gemeinsamen Konzert nach Hause. Tolle Idee, nur am Titel dieses Events muss noch etwas gefeilt werden: "Ehemaligen-Sing-Mit-Konzert" klingt mir doch etwas zu sehr nach einem Spiel für die Nintendo-Konsole.
Tagebucheintrag vom 02.02.2015
Am Freitag wird es wieder ernst: Es gibt Zeugnisse. Und unsere Schüler können ihre Eltern überraschen oder eben auch nicht. Das Leistungen bewertet werden, ist ja nichts Neues, darüber mache ich mir auch keinen Kopf. Was mich so beschäftigt, sind die sogenannten Kopfnoten. Es gab Zeiten, da wurden diese ausgesetzt, weil nicht zielführend, inzwischen sind sie wieder da. Nicht tot zu kriegen.
Eingeschätzt wird das Betragen, okay, manch einer quatscht die ganze Stunde und kommt dem Lehrkörper dann noch blöd - besser als Note 3 wird´s wohl nicht werden. Fleiß - da wird es schon etwas schwieriger, aber gut, sieht man ja auch an den Noten, mit wie viel Aufwand der ein oder andere seinen Job betreibt. "Er bemüht sich" - reicht wohl nicht. Ordnung, das kann man sehen, über die Arbeitsplatzgestaltung kann man auf den Zustand manches Kinder-und Jugendzimmers schließen. Und wenn nicht, gibt´s in dieser Kategorie die Durchschnitts-Zwei. Genau, ich glaube, in dieser Kategorie wird fast schon inflationär das Prädikat "gut" vergeben. Kann man nichts falsch machen. Für eine Eins, da lag die Federmappe doch nicht oft genug im rechten Winkel. Bliebe noch die Mitarbeit - und genau daran scheiden sich die Geister. Es gibt eben Menschen, die denken erst nach, bevor sie etwas sagen. Nur, wenn sie damit fertig sind, ist es eben zu spät. Dann gibt es immer mehr die "Nervensägen" und "Ich-Darsteller". Die etwas sagen, ohne etwas zu sagen. Sollte man die belohnen? Und die Denker bestrafen?
Ich hätte in diesem Zusammenhang einen Vorschlag. Man sollte zusätzlich zu den numerischen Bewertungen noch ein Worturteil hinzufügen, das wirklich nur aus einem Wort besteht. Aber das wäre dann aussagekräftig genug: Besucher oder Mitarbeiter (dieser Einrichtung). Gibt es übrigens in jeder größeren Firma. Sogar separate Eingänge, Parkplätze, Toiletten und Kantinen. Damit würde sich, denke ich, vieles klären.
Tagebucheintrag vom 25.01.2015
Neues Jahr - neue Hilde? Keine Angst, auch wenn sich vieles ändert und man sich für ein neues Jahr immer viel vornimmt, Hilde bleibt die Alte, versprochen.
Und das neue Jahr beginnt gleich aufregend: Der Winter hat uns und wir ihn. Endlich macht ein Winterlager mal Sinn, die siebten Klassen finden in Klingenthal und Eibenstock das vor, was man zum Skilaufen braucht: Schnee. Bilder und Texte davon gibt es daher nicht, wahrscheinlich waren die Schüler am Ende eines Tages so fertig, dass es für Eindrücke nicht mehr reichte. Auch gut. Wir glauben es auch so.
Unsere großen Bewohner überlegen sich seit Anfang des Jahres, wie sie sich angesichts der gesellschaftlichen Probleme verhalten. Eine völlig neue Situation, die letzten größeren politischen Statements in der Öffentlichkeit reichen in das Jahr 2002 zurück: Damals gab es in Markkleeberg sogar eine Demonstration gegen den Irankrieg. Soweit sind wir derzeit nicht, aber die aktuellen Proteste gehen auch an unserer Schule nicht spurlos vorbei, auf Grund der zahlreichen Verkehrseinschränkungen am Mittwoch konnten unsere Leipziger Bewohner schon nach der sechsten Stunde nach Hause gehen, um sicher auch dort anzukommen. Unsere Großen entscheiden sich zum Teil bewusst, aktiv am politischen Geschehen teilzunehmen und machen ihren ersten Protesterfahrungen. Respekt.
"Nachmittage der offenen Türen" an unserer Schule haben immer etwas Eigenartiges: Viel Aufwand wird betrieben, um in zwei Stunden alle Besonderheiten unserer Schule zu präsentieren, ein Zeitraum, der nicht reichen kann, um alles zu sehen. Aber gut, ist vielleicht auch nicht nötig. Der Besucherkreis ist auch schwierig zu berechnen: Da wollen unsere aktuellen Bewohner ihren Eltern einfach mal zeigen, was sie den ganzen Tag so machen; Eltern, deren Kinder erst 2016 ins gymnasiale Alter kommen, möchten sich vorinformieren; Schüler schauen, ob ihre Exponate angemessen ausgestellt werden. Und nebenbei eben noch die Eltern, deren Kinder demnächst ihre Bildungsempfehlung bekommen. Schwer es allen recht zu machen, aber am Ende zieht auch die Presse ein positives Fazit: "Waren es vielleicht mehr als im letzten Jahr?" Egal, interessierte Eltern, neugierige Grundschüler prägten das Bild an diesem Nachmittag und wurden, denke ich, nicht enttäuscht.
Tagebucheintrag vom 08.12.2014
Das Jahr geht dem Ende zu, was nichts Neues ist, es tut es eben auch in diesem Jahr. Von vorweihnachtlicher Stimmung ist nichts zu merken. Wenn überhaupt, dann nur im musischen Bereich, denn für unsere Musis ist ja eigentlich ähnlich dem Einzelhandel schon ab September befohlene Weihnachten. Zumindest was das Liedgut anbetrifft. Glücklicherweise unterscheidet sich das deutlich von dem überall zu hörenden "Last Christmas". Der Rest der Schülerschaft schleppt sich schnaubend und niesend dem Fest entgegen. Gerade für unsere Fast-Abiturienten müssen die letzten Wochen der Horror gewesen sein, gefühlt alle Klausuren in diesem Halbjahr wurden in den letzten zwei Wochen geschrieben. Wenn die wüssten, wie ihr letztes Schulhalbjahr aussieht ... Und da war ich schon mal der Meinung, man könne in Sachsen durchaus das G 7 einführen, also das Turbo-Turbo-Abi in sieben Jahren. Wenn alles läuft, alle Lehrer da sind, die Schüler turbomäßig motiviert wären, würde das schon gehen. Schaue ich mir die 12er aber so an, wird das nichts. Sie haben schon Probleme damit zu entscheiden, ob sie ihre Jacken im Unterricht ausziehen oder gleich anlassen sollen. Da ist nichts mit Motivation und erst recht nicht auf noch kürzere Schulzeiten. Also lassen wir das Jahr lieber in den unzähligen Weihnachtsstunden mit den vielen gebackenen Plätzchen, dem vielen Kaffee und Frustwichteln ausklingen. Hat ja auch was für sich. Schaut man auf die andere Seite, die der Lehrer, sieht es nicht anders aus. Auch für sie müssen die letzten Wochen der Horror gewesen sein, gefühlt alle Klausuren und Klassenarbeiten wurden in den letzten zwei Wochen geschrieben. Und die wissen, wie das nächste Schulhalbjahr ablaufen wird und müssen so ganz nebenbei auch noch die gesammelten Werke der Schülerschaft überlesen, ob sie das wollen oder nicht, ob sich das lohnt oder nicht. Denke, auch hier braucht man nicht mit G 7 zu kommen. Die Lehrer wissen zwar wenigstens, was sie mit ihren Jacken machen, immerhin haben sie dafür eine schicke Lehrergarderobe. aber ansonsten ist die Luft da genauso raus. Also, feiern wir die letzte Woche Weihnachten und tun mal so, als ob Schule nicht das Wichtigste wäre.
Tagebucheintrag vom 26.11.2014
"Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?" Paulchen Panthers Liedchen endet zum Glück mit …, aber dazu später. Und auch wenn seit meinem letzten offiziellen Statement ein paar Wochen ins Land gegangen sind, ich bin da, keine Frage.
Unsere Schüler haben sich eindrucksvoll zu Wort gemeldet und damit gezeigt, dass sie nicht nur das kollektive Rumlümmeln in den Sitzecken, sondern genauso die konstruktive Meinungsäußerung beherrschen. Und die kam aus einer Ecke, aus der man sie nun gar nicht vermutete. Dass sich Computer & RHS gerade nicht vertragen, ist nichts Neues, dass sich aber ein Achtklässler in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister wendet, schon eher. Und er durfte damit gleich einmal erfahren, wie Politik bei uns funktioniert. Der Inhalt seines Briefes (siehe Homepage) beinhaltete durchaus Brisantes, aber eben nichts, was eine Bürokratie aus den Angeln hebt. Und so brachte die prompte Antwort des OBMs auch wenig Überraschendes: ABWARTEN. Genau das tun all die Schüler, die sich in ihren Informatikstunden dem Internet nähern, mehr passiert in den 90 Minuten nicht. Ans Ziel kommt eh´ keiner. Okay unsere Technik ist alt, aber warum wir diesen Zustand nicht ändern können, erschließt sich langsam wirklich keinem mehr.
Wenn wir im kommenden Schuljahr auf dem neusten Stand sein sollen (mehr als den Konjunktiv lässt die deutsche Sprache nicht zu), werden wir wieder Branchenprimus sein. Nur dann, liebe Stadtverwaltung, bitte nicht wieder alles auf Verschleiß fahren. Wir brauchen unbedingt einen IT-Techniker, der sich um unsere Ausstattung kümmert. Die Lehrer allein können das nicht stemmen, von den Schülern ist das nicht zu erwarten. Was wir aber selbst entwickeln müssen, ist ein Medienkonzept. Was nützen uns all die Whiteboards und Hot Spots, wenn wir nicht wissen, was wir damit machen. Für das Abrufen seiner WhatsApp-Nachrichten reicht ein einfaches Smartphone, dafür braucht man kein hochentwickeltes Netzwerksystem. Heißt, wenn wir im Lernen des 21. Jahrhunderts ankommen möchten, reicht nicht nur eine Kritik an bestehenden Verhältnissen, sondern eine visionäre Sicht, besser man hat jetzt schon einen Plan.
"Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder keine Frage!", so das Ende von Paulchen Panther. Und damit ist für Hilde alles gesagt.
Tagebucheintrag vom 29.09.2014
Alle zwei Jahre ist auf meinem Hof Party. Gut, eigentlich ja in den Hofpausen immer. Aber ich meine m e i n e Party. Vor zwei Jahren hatten irgendein Virus und das Gesundheitsamt etwas dagegen. In diesem Jahr hätte nur das Wetter stören können, aber nichts von all dem, stattdessen Kaiserwetter über der Mehringstraße. So gehört sich das, wenn Hilde einlädt. Und viele kamen. Auch wenn unter ganz unterschiedlichen Vorzeichen.
Nehmen wir das Bühnenprogramm: Annika Lootze, Wahnsinn, was für eine Stimme. Kaum zu glauben, dass sie erstmals seit drei Jahren wieder auf einer Bühne stand. Oder Henry Böttcher. Verspielt? Kein Problem, ein Rock-’n’-Roller steht da drüber und animiert somit das Publikum. Dabei auch die Sieger des diesjährigen Hildebrand-Wettbewerbes. Rena Kircheis & Band und Emma Garbade. Die Kleine wird bestimmt mal eine ganz Große. Kurz davor stehen schon unsere beiden Etablierten: Georg Domke, nach einjähriger Abstinenz in gewohnter Philipp Poisel-Manier, und Anna Friederike Dajka – schade, dass Anna F. schon besetzt ist. Zwei ehemalige Schüler, die gern kamen, wie viele andere auch: Akkordeon-Quartett um Tina Müller genauso wie der Silberkurs der Tanzschule Thalheim & Spießbach. Mit dem Highlight des Abends – den Deutschen Meistern im Breakdance.
Auch das Rahmenprogramm konnte sich sehen lassen: Kanu fahren, Sportarten testen, Bierkistenklettern (Gab es da eigentlich einen Sieger? Habe gehört, 16 Bierkisten sind gefallen?), Malen für den guten Zweck und natürlich das Kaffeehaus. Wenn Frau Pfefferkorn mal ihren Fundus ausmistet … Bratwürste vom Grill, die dann fertig sind, wenn sie gebraucht werden. Auch wenn die Kohle mal alle ist, keiner merkt´s. Die Getränkefeen, die auch noch um neun ein Lächeln auf den Lippen hatten.
Danke allen Beteiligten: Allen Moderatoren, Kaffeeausschenkern und Geschirrspülern, allen Kuchenbäckern und seilhaltenden Feuerwehrmännern (Danke für die Aussicht von oben!),
Einem soll ein besonderes Lob zuteilwerden. Was wären wir ohne Paul? Licht, Ton und natürlich seine Crew hatte er im Griff, wobei letztere einem schon ein bisschen leidtun konnte. Klare Hierarchie, klare Ansagen – so funktioniert das. Da spurt sogar die Freundin.
Ein schöner Abend, ich lade gern wieder ein. Ist doch cool, wenn die Fünftklässler nicht zur Oma zum Kaffeetrinken fahren, sondern freiwillig ihre Eltern in ihr schulisches Zuhause zerren. Vielleicht tun das beim nächsten Mal sogar ein paar mehr. Ich freu´ mich drauf.
Tagebucheintrag vom 15.09.2014
Ich muss mal eine Lanze für alle aufsichtsführenden Lehrer brechen. Die haben es wirklich schwer. Zunächst gilt es erst einmal zu entscheiden, wer darf, wer will, wer muss auf den Schulhof. Hat man dies so per Augenmaß entschieden, wer von den Siebenklässlern gibt schon gerne zu, dass er eben noch in jene Klassenstufe geht und deshalb die Pause außerhalb verbringen muss, ist die Aufsicht also dann endlich soweit, überzeugend eingewirkt zu haben, eröffnen sich schon neue Schwierigkeiten. Denn nicht alle Wege führen direkt nach draußen, sondern eher über Toilette und Cafeteria. Gegen beides kann sich der Lehrer schlecht erwehren, hat er doch Füllung und Leerung gleichermaßen zu garantieren. Und ist das alles abgearbeitet, ist die Pause fast rum oder es fängt an zu regnen. Dann gibt es aber auch die andere Spezies, die unbedingt an die frische Luft drängt. Diejenigen, die sich irgendwie bemühen, unerkannt vor bzw. hinter die Schule zu kommen, um auf ihre Art und Weise frische Luft zu schnappen. Besteht natürlich immer das Risiko, dass die Aufsicht plötzlich einher kommt und "Wohin des Weges?" fragt. An den Antworten müssen die Wanderer noch feilen, sie brauchen einfach zu lange, um überzeugend erklären zu können, was sie eigentlich vorhaben. Besonders Mutige besinnen sich dann ihres demokratisch verbrieften Rechts der freien Meinungsäußerung und weisen darauf hin, dass sie sich doch immer noch innerhalb des Schulgeländes befänden. Auch wieder wahr, aber muss es unbedingt das Unterholz sein? Und dann gibt es noch die Kreativen, die sich als Spieletester betätigen. Testen, bis die Aufsicht einschreiten muss. Und dabei sind unsere Schüler doch wirklich einfallsreich. Wozu liegen denn die vielen natürlichen Rohstoffe rum? Kastanien zum Beispiel, viel zu schade zum Männchenbauen. Einer wird zur Zielscheibe auserkoren und die anderen versuchen diese, aus einer ihrer Meinung nach vertretbaren Entfernung, zu treffen. Bis der Spielverderber kommt. Wie gesagt, ein Aufsichtslehrer hat es schwer.
Tagebucheintrag vom 10.09.2014
Wird Zeit, dass auch ich aus meinem Sommerschlaf erwache, immerhin ist das Schuljahr schon in vollem Gange. Hat sich etwas verändert? Kaum. Unsere neuen Bewohner laufen inzwischen selbstbewusst ohne Namensschilder herum, ein Zeichen, dass sie angekommen sind. In den großen Pausen sind die Außenanlagen noch gut besucht. Auf der Ballsportanlage spielen Zehntklässler gegen Sechstklässler ein komisches Spiel, erstens nur auf ein Tor (logischerweise das der Kleineren), zweitens sind zum Teil gefühlte 50 Mann auf dem Platz, ich kenne Fußball irgendwie anders. Drittens ähnelt das Ganze eher einer Rutschpartie, Tartanboden und Nässe haben sich noch nie miteinander vertragen. Im Schulhaus selbst beklagen die Kursschüler den Verlust liebgewonnener Privilegien, erlauben sich doch auch unterklassige Schüler, ihre Sitzecken zu besetzen. Die Zehntklässler rennen den Lehrern hinterher, um ihre Themen für die KoL unterzubringen. Thema und gewähltes Fach müssen da nicht immer übereinstimmen, Hauptsache, man hat einen Betreuenden gefunden. Dass der vielleicht erst ein Zusatzstudium absolvieren muss, um das KoL-Thema verstehen und auch objektiv bewerten zu können, ist egal. Man krallt ihn sich einfach. Unsere Lehrer schlagen sich in ihrer knappen Freizeit mit dem Verstehen von LernSax herum, eigentlich als Hilfe für ihre tägliche Arbeit gedacht, erscheint es dem ein oder anderen eher als Last. Tja, so hat jeder sein Päckchen zu tragen. Ist aber ganz normal, jedes Jahr im September.
Tagebucheintrag vom 12.07.2014
Da rühmen sich unsere Schwimmkönige ihrer gezeigten Leistungen und dann ist nach schon einem Tag Schluss mit dem olympischen Traum. Und warum? Weil wieder mal keiner den Wetterbericht gelesen hat. Am wenigsten wohl die Eltern. So wird das nichts mit Rio de Janeiro 2016 oder Tokio 2020. Oder mit dem Seepferdchen. Verstehen kann das Hin und Her wohl keiner. Dass es beim Baden nass wird, für diese Erkenntnis braucht man kein Abitur. Jedes Jahr dasselbe Theater. Ich kann mich erinnern, vor noch gar nicht so langer Zeit herrschten raue Sitten, war es den Schwimmenden bei etwas kühleren Temperaturen lediglich freigestellt, ins Wasser zu gehen oder nicht. Das Schwimmbad in Böhlen haben aber alle gesehen. Wenn jetzt der erste Tropfen vom Himmel fährt, ist gleich Land unter und man fährt erst gar nicht los. Wenn es dienstags regnet, regnet es logischerweise auch am Mittwoch, Donnerstag und erst recht am Freitag. Die Verantwortlichen werden sich den Schwimmhallenneubau herbeisehnen, dann heißt es aber früh aufstehen: Schulschwimmstunden sind meist nur in den Morgenstunden zu haben. Da wird´s wieder Gemurre geben.
Tagebucheintrag vom 21.06.2014
Fortaleza - da spielt gerade die deutsche Fußball-Nationalmannschaft und bevor sie das darf, muss ich mich erst einmal über Post freuen. Kommt selten, die Post hat mit mir als Kunde wenig Freude. Nun aber, obwohl der Inhalt wenig Erbauliches enthielt. Damit ist nicht die Leistung der Theaternacht an sich gemeint, sondern die mangelnde Begeisterung der Markkleeberger. Das ist ja an sich nichts Neues, die Mehringstraße wird außerhalb der Schulzeit eben nur als Parkmöglichkeit am Cospudener See gesehen. Nun gut, gestern sah das schon etwas aus: Fast schon DSDS-Stimmung in der Aula, obwohl kein Dieter Bohlen in der Jury zu finden. Den brauchten wir auch nicht, die Talente waren einfach alle gut. Nicht jeder wollte unbedingt im Rampenlicht stehen, einige stellten sich eben einfach neben das Licht, andere rockten aber die Bühne oder das Klavier. Vom Gitarrenduo über Turniertanz bis zum E-Gitarren-Medley, alles dabei. Dass am Ende mit Emmas "You gonna miss me" der Publikumsliebling auch Gesamtsieger wurde, mit Rena Kircheis & Band auch der zweite Favorit der Zuschauer gewann, soll die Leistung der anderen nicht schmälern. Einen Preis hätten alle verdient.
Wir müssen nicht wieder sieben Jahre warten, um zu beweisen, was an unsere Schule möglich ist, welche Talente in unseren Klassen schlummern. Wir müssen sie nur irgendwie wecken und ihnen eine Bühne geben. Das dürfte sich dann auch oberhalb der Mehringstraße rumsprechen und die Markkleeberger interessieren.
So, in Brasilien steht es immer noch 0:0, nichts verpasst.
Post an Hilde, 20.06.2014
Liebe Hilde, gestern war ich mit meinen Freunden zur Theaternacht eurer Schule. Toll, dass es so etwas bei euch gibt. Toll, was eure Schüler zeigen! Aber wir wunderten uns. wie viele Plätze leer blieben. Bei uns ist das anders: Freunde und Familien freuen sich schon im Vorfeld auf die Aufführung des Jahres. An mehreren Abenden sind die Reihen gefüllt, die Theatergruppe spielt vor rappelvollen Sälen. Anders ist es in der RHS. Hier interessieren sich im kulturell sicher nicht unterbelichteten Markkleeberg nur eine Handvoll treuer Zuschauer. Woran mag dieses Desinteresse liegen? Vielleicht daran, dass man die verwöhnten Markkleeberger nicht mehr überraschen kann, dass sie bereits abgefüllt sind oder dass sie natürlich keine Zeit haben, weil sie selbst von Termin zu Termin hasten? Oder war es wichtiger, der Fußball-WM zu folgen, die im Moment das beherrschende Thema auf der Welt ist? Oder wird Freundschaft bei euch anders definiert? Oder, oder, oder…An der Qualität kann es nicht liegen, denn sowohl die Kleinen haben in ihren eigenen Stück mit Spielfreude überzeugt, als auch die Großen. Das Schattenspiel war mit viel Liebe gemacht und die Texte wunderbar entstaubt. Über die Themen der beiden anderen Stücke können wir ja noch in Ruhe schwatzen. Der Tim ist ja ein Mega-Talent. Von dem kann man sicher noch Großes erwarten.
Weißt du, was ich prima fand? Die Bratwurst, die mit Liebe von den Hausmeistern gegrillt wurde. Das schmeckt man einfach! Und diese netten Mütter, die bei der Verpflegung geholfen haben. Sie kamen mir sehr bekannt vor. Naja, es sind halt immer dieselben. Von tausend Elternhäusern könnte man auch mehr Unterstützung erhoffen, oder? Das ist bei uns auch anders. Da fragen die Eltern, wie sie Feste unterstützen können, da werden Kuchen gebacken und Snacks gezaubert, herrlich.
Vielleicht wird es ja heute Abend zur Talente-Show anders. Wir sind gespannt.
Tagebucheintrag vom 10.06.2014
Na, da greift das Kultusministerium ganz tief in die Kiste: Ab dem kommenden Schuljahr soll die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern über Facebook und andere soziale Netzwerke unterbleiben, heißt es. Das trifft uns natürlich ganz hart. Angesichts unserer technischen Ausstattung an Computern wird es dann schwer, überhaupt an Informationen zu kommen. Inzwischen ist es ja auch besser, Vertretungspläne wieder handschriftlich an den Mann zu bringen. Ab dem neuen Schuljahr haben wir keine Vernetzung mehr, da der Medios-Vertrag ausläuft, was insofern kaum einer bemerken dürfte, da die Rechner sich quasi schon selbst abgeschrieben haben. Bis Nachschub kommt, dürfte ein Winter vergehen. Wir leben im Web 2.0, nur unsere Schule nicht. Die Voraussetzungen sind eigentlich alle da: Wir haben eine Homepage, einen schulinternen Mailverteiler, eine Lernplattform, einen Facebook-Account, inzwischen auch eine eigene App - aber irgendwie passt das alles nicht zusammen: Entweder wir haben zu viel und keiner nutzt es, oder wir haben zu viel und dürfen es nicht nutzen. Das soll einer verstehen. Ich nicht.
Tagebucheintrag vom 21.05.2014
Na, die Leute von der KELL haben schon Humor. Stellen die doch just am Tage des Geburtstages unseres lieben Hausmeisters die entsprechenden Präsente hin. Und dann auch noch dorthin, wo sie nun wahrlich nicht hingehören - auf den Lehrerparkplatz. Da muss man sich ja eins und eins zusammenreimen ... Unsere Bewohner dürften das aber gar nicht mitbekommen haben. Sind derzeit mit anderen Dingen beschäftigt. Schon am zweiten richtig warmen Tag lautet die eigentliche Frage:
Tagebucheintrag vom 21.05.2014
Wann gibt´s den Hitzeplan? Oder gar Hitzefrei? An Letzteres können sich vielleicht noch Schüler der Jahrgänge 1999 und früher erinnern, so etwas hatten wir doch schon lange nicht mehr. Brauchen wir auch nicht, denn angesichts der ellenlangen Vertretungspläne wird ja schon deutlich, was derzeit läuft: mündliche Abiturprüfungen. Und da sind die Ausfälle so groß, dass man dafür keinen Hitzeplan braucht. Da wäre die ein oder andere Klasse schon nach zwei Stunden wieder zu Hause. Oder braucht erst gar nicht zu kommen, soll´s auch geben. Hoffnung auf Besserung droht den Schülern nicht: Denn die Fußball-WM naht. Und da hatte ja unser Kultusministerium eine wirklich innovative Idee: Verspäteter oder verlagerter Unterrichtsbeginn, da die Spiele jenseits des Atlantiks erst so spät beginnen. Spät? Zwei Vorrundenspiele werden 18:00 Ortszeit und eins 21:00 angepfiffen. Völlig normale Fernsehzeiten. Da kommt der Heranwachsende doch noch locker auf seine acht Stunden Schlaf. Und im Unterricht wird dann in Mathe die Effizienz einer Torlinienkamera berechnet, in Bio die verbrannten Kalorien unserer Spieler, in Deutsch die Spielerzeugnisse auf stilistische Mittel hin überprüft und in Musik die Nationalhymne besser als Sarah Connor intoniert. Vier Wochen Projektarbeit. Wäre doch mal was.
Aber vielleicht haben die Jungs von der Müllabfuhr auch nur einfach mitgedacht und schon mal vorsorglich die Tonnen hingestellt ...
Tagebucheintrag vom 31.03.2014
Na, der Alptraum schlechthin für mich: De Randfichten trennen sich. Nie mehr "Lebt denn dr alte Holzmichl noch"? Ein Grund mehr auszuwandern. Und das habe ich jetzt getan, zumindest für ein paar Tage.
Tagebucheintrag vom 07.03.2014
Lebensraum Schule - ein Ort zum Wohlfühlen? Wir werden immer wieder daran erinnert, wenn Besucher zum Tag der offenen Tür unser Zuhause das erste Mal betreten und von der Weiträumigkeit und Lage der Schule schwärmen. Allerdings muss man sich diesen Ruf auch inhaltlich erarbeiten, allein die Hülle tut es da nicht. Wir haben neben guten Abiturergebnissen im Sachsenvergleich einiges zu bieten: unsere Chöre, die Profile, die sportlichen Erfolge, die Ganztagsangebote, Wir-Stunden - eigentlich ebenfalls genug, um der RHS eine angenehmes Schulklima zu attestieren bzw. Möglichkeiten zu schaffen, sich mit ihr auch zu identifizieren.
Allein, wir leben nicht auf einer Insel. Und müssen die Entwicklungen um uns herum wahrnehmen und uns mit ihnen auseinandersetzen. Damit ist nicht der Bau des Funkmastes in der Koburger Straße gemeint, darüber dürfte der ein oder andere vielleicht sogar froh sein, verbessert sich doch dadurch vielleicht sein Datenempfang im Schulhaus. Es geht vielmehr um die ein oder andere Beobachtung, die Schüler oder auch Eltern machen und dann wissend oder auch unwissend in die Öffentlichkeit tragen. Unsere Hausordnung besagt ausdrücklich, dass sich die Schüler der Sekundarstufe II in ihren Pausen außerhalb des Schulgeländes aufhalten dürfen. Dass der Rest der Schüler dies auch gern möchte, mag verständlich sein, die Hausordnung verbietet es aber eben nun einmal. Daran hat man sich zu halten, auch wenn es schwer fällt. Darüber zu spekulieren, was die 11er und 12er da draußen machen, macht wenig Sinn - allerdings betätigen sich unsere Kleinen derzeit zu oft als Detektive und entwickeln die wildesten Theorien, die sich dann auf dem Planet Markkleeberg verbreiten wie ein Lauffeuer, da bedarf es nicht einmal eines zusätzlichen Funkmastes.
Wir haben derzeit ein (kleineres?) Image-Problem, aber nicht, weil wir den Holländern in ihrer etwas laschen Drogenpolitik folgen oder den ersten Coffeeshop Markkleebergs eröffnen wollen, sondern weil einige immer noch glauben, dass wir in Markkleeberg außerhalb jeglicher gesellschaftlicher Veränderungen leben. Was es woanders gibt, darf es bei uns nicht geben. Oder gibt es eben nicht.
Wie dem begegnen? Prävention gehört dazu - das haben die Schüler der 7. Klassen gerade erlebt. Zusammenarbeit mit den Eltern - der Elternabend gestern war mit Sicherheit ein erster Weg. Information und Sensibilisierung der Lehrer - auch das geschieht. Mehr geht derzeit nicht und liegt auch nicht in der unmittelbaren Verantwortung der Schule. Wenn jeder seinen kleinen, überlegten Beitrag dazu leistet, dann kann ich in meinem Zuhause auch wieder etwas ruhiger schlafen und mich wohlfühlen. Das sollte Realität sein, nicht nur ein Wunsch bleiben.
Tagebucheintrag vom 30.01.2014
Einmal im Jahr ist die Bude so richtig voll - am Tag der offenen Türen. Okay, seit zwei Jahren ist es kein ganzer Tag mehr, war es ja eigentlich noch nie, eher ein Vormittag, drei Stunden - klingt aber blöd - "Vormittag der offenen Türen" oder "Drei Stunden der offenen Türen". Da kommt keiner. Also sind es nun in komprimierter Form zwei Stunden am Donnerstagnachmittag. Soll besucherfreundlich sein, das Wochenende schonen, dafür den wohl schon stressigen Tag noch etwas stressiger machen. Gut gemeint, aber funktioniert das auch? Zwei Stunden Programm auf allen Etagen sind kaum zu bewältigen. Dass man in Chemie und Physik coole Experimente machen kann, bei denen es pufft und qualmt, mag die Kleineren beeindrucken, ist es aber entscheidend, an der RHS einzuchecken? Die Eltern interessiert anderes: Welche Chancen haben Seiteneinsteiger? Wie hoch ist die Ausfallstatistik? Und unter vorgehaltener Hand - stimmt das wirklich mit dem, was man sagt ... Schwer, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen, in anderthalb Stunden ist das jedenfalls nicht zu bewältigen. Ob das Konzept weitergefahren wird, bleibt abzuwarten. Aber hinterfragen sollte man es schon einmal.
Überrascht dürfte der ein oder andere gewesen sein, dass zum Auftakt Sekt und Selters gereicht wurde. Ist nicht die Norm bei uns, sondern der Verabschiedung der Referendare geschuldet. Die Bildungsagentur in Leipzig hatte ein Auge auf unsere schöne Aula geworfen und sich trotz unseres Präsentationstages nicht davon abhalten lassen, ihre Veranstaltung ebenfalls durchzuziehen. Taktgefühl sieht anders aus.
Tagebucheintrag vom 28.01.2014
Irgendwie trudelt alles den Ferien entgegen. Dabei sind die letzten gerade mal drei Wochen her. Und nun kommt auch noch der Schnee dazwischen. Schon abenteuerlich zu beobachten, wie der ein oder andere eher in die Schule rutscht als sicher beherrscht. Sollten mal die besorgten Muttis und Vatis sehen, die würden aber schnellstens ihre BMWs & Co. aus der Garage holen. Und dann wären die Fronten vor der Schule wieder geklärt. Aber so was von. Immerhin haben die fahrbaren Untersätze ja auch eine Hupe, ein Horn oder sogar eine kompressorgestützte Fanfare. Da kommt eine einfache Fahrradklingel nicht mit. Okay, hat heute sowieso keiner mehr.
Schnee ist auch so ein Thema, jedes Jahr. Eigentlich sollte man den über, auf, in unserem Schulgelände verbieten. In der Hausordnung wurde er ja bereits zur Persona non grata erklärt, nur unsere Bewohner interessiert das nicht so richtig. Zu Hause scheint keiner zu liegen und die Zeiten, in denen man sich zu einer Schneeballschlacht nach und damit außerhalb der Schule verabredete, sind längst vorbei. Sollte ein Schneeball mal sein Ziel verfehlen (oder eben nicht), fahren dann wieder die dicken Autos vor.
Ich kann Sorgen haben. Nichts los, sonst.
Tagebucheintrag vom 07.01.2014
Was für Aufregung heute. Der Vertretungsplan mit Passwortschutz - wo gibt´s denn so etwas? Hatten wir schon mal, noch gar nicht so lange her. Nun ja, der Schüler vergisst schnell. Und problematisch wird es, wenn das neue Passwort nicht zur Hand ist. Dabei war die Aktion lange vorbereitet, drei Wochen Zeit zur Akklimatisierung, nicht gleich am ersten Schultag nach den Ferien, da wäre das Chaos wohl größer geworden. Die meisten Irritationen gab es übrigens nicht bei den Schülern, sondern bei den anderen Beteiligten. Deutlicher muss ich nicht werden.
Zur Erklärung: Es ist kein böser Wille, wir wollen den Zugang zum Plan auch nicht sinnlos erschweren, wir erfüllen damit nur unsere datenrechtlichen Pflichten. Demnach dürfen die Daten nur in einem schulischen Intranet oder innerhalb eines passwortgeschützten Bereichs der Schulhomepage veröffentlicht werden. Intranet können wir derzeit an unserer Schule vergessen, da beginnt man mit dem Login schon besser einen Tag vorher. Also muss es so gehen und das wird es auch.
Ganz nebenbei, über 2 300 Aufrufe heute und das nicht nur des V-Planes wegen. Danke.
Tagebucheintrag vom 06.01.2014
Am Montag stürzten uns Bäche entgegen,
kein Krümel Schnee auf Klingenthals Wegen.
Wolken hingen in grünen Bäumen.
Skifahren? Nur in unseren Träumen!
Da sprach der Lagerleiter Holger Saß:
Kinder, wir werden heut‘ zwar nass,
doch auf dem Kamm liegt noch Schnee.
Da hilft kein Ach und auch kein Weh.
Wir leihen jetzt die Bretter aus,
Punkt zwei stehen alle vorm Haus.
Nutzt die Arme für den Doppelstockschub,
dann rutscht es gleich nochmal so gut.
Mit ’nem federnden Diagonalschritt
wird man bergauf ruckzuck fit.
So weit, so gut.
Alle schöpften neuen Mut,
rutschten auf manch pampigen Spur,
nutzten unfreiwillig Kneipps Kur.
Doch es gab kein Murren oder Klagen,
tapfer sich alle die Pisten hinunter wagten.
Purpur strahlten abends die Wangen,
wenn Spieleabend und Disco begannen.
Morgens gab es ein weiteres Spiel,
Skidreikampf machte uns mobil:
Wer hat meine Schuhe geseh‘n?
Meine Skier nicht an ihrer Stelle steh‘n!
Meine Stöcke sind auch weg,
stehen nicht am selben Fleck!
Kein Rasten gab’s, kein Verschnaufen,
mit Holgers Tee konnte jeder weiterlaufen.
Keine Bushaltestelle konnte locken,
stets dampften die Wandersocken.
Bergauf, bergab unter Schmerzen
und Holger liebte auch noch scherzen.
Doch er konnte auch Kumpel sein,
trug Kinder auf dem Rücken heim.
Die Herren Schulze, Morgeneyer und Frei
waren als sportliche Helfer dabei.
Kein Kind blieb auf der Strecke liegen,
alle werden nun Langlauf lieben!
Die Klassenleiterinnen wirkten als gute Geister,
waren im Trösten und Mut machen Meister.
Wie sich die Bilder doch gleichen, das war der Winterlagerbericht aus Klingenthal im letzten Jahr. So langsam müssten es die Verantwortlichen der Winterlager auch mal verstanden haben: Im Januar fährt man nicht ins Gebirge, weil immer das Entscheidende am Winterlager fehlt - der Winter. Aber man hätte auch in die Alpen fahren können, Schnee liegt nirgends.
Tagebucheintrag vom 17.12.2013
Nun sind wir Weltstadt - vier Bahnhöfe auf einer Strecke, auf der du mit dem Fahrrad nicht einmal eine Viertelstunde brauchst. Leipzig muss jetzt nicht mehr Endstation sein, die neuen Ziele heißen nun Hoyerswerda, Bitterfeld und Halle. Gleich drei S-Bahn-Linien tangieren unsere Stadt. Beste Anbindung könnte man meinen. Leider haben wir trotz bester Lage keinen eigenen S-Bahn-Bahnhof abbekommen, heißt unsere Schüler müssen auch noch andere Alternativen nutzen wie Bus und Bahn zum Beispiel. Daran hat der MDV auch gedacht, als er die neuen Fahrpläne mit LVB und PVM zusammenstellte: Mit der 108 aus Richtung Markkleeberg-Ost ist man 07:03 am Gautzscher Platz, die 107 aus Richtung Zwenkau fährt hier 06:52 und 07:08 gleich im Doppelpack vor, die Linie 65 07:16 an der Mehringstraße vorbei und die Straßenbahn trudelt auch zwischen 07:03 und 07:13 zweimal an der Endhalte ein. Was will man mehr?
Und trotzdem kamen die Schüler am ersten Tag zu spät. Probleme scheint es vor allem bei den Bewohnern nördlich der Stadtgrenzen zu geben, die die Linie 107 benutzen: Sie müssen sich nämlich zwischen gemächlichem Morgenspaziergang (06:54 aus Connewitz) und 500m-Lauf (07:24) zur Schule entscheiden. Letzteres ist kaum zu schaffen und birgt Risiken in sich: Was, wenn die Schultür zu ist, einen der Fachlehrer nicht mehr ins Klassenzimmer lässt? Soll´s ja geben.
Tagebucheintrag vom 29.11.2013
Respekt, Herr Oberbürgermeister. In nur drei Wochen die Schulsozialarbeit auf 100 % gesetzt und nebenbei noch in ein neues Feuerwehrauto investiert. Auch wenn das rote Auto uns nur peripher tangiert, ist es schon wichtig zu wissen, dass man in Markkleeberg sicher lebt.
Was die Schulsozialarbeit an unserer Schule anbetrifft, wurde es höchste Zeit, dass die Stellen nun auch tariflich entlohnt werden können. Auch wenn es berechtigte Bedenken seitens der Fraktionen gibt, unsere Schule sei kein sozialer Brennpunkt, sondern immer noch ein idealer Lernort, darf man die Augen nicht vor der Realität verschließen. Dass die Stellen erhalten und ausgebaut werden, ist auch ein Beweis dafür, dass wir nicht auf einer Insel leben, wie immer noch manch einer glaubt.
Tagebucheintrag vom 28.11.2013
Wie schnell Zeit doch verändern kann - vor 14 Tagen hatte ich moniert, dass wir nur neben dem Holzpodest stehen, wenn man nach "Markkleeberg" googelt. Inzwischen sind wir auf Reichweite, Platz 23, vor der Hundetrainerin und dem Fanfarenzug. Da geht noch was ...
An unserer Schule hat eine neue Sportart Einzug gehalten, ich nenne es mal "Fahrrad-Domino". Aus welchen Gründen auch immer meidet eine Anzahl an Radlern die Fahrradständer, die es nun wirklich wie Sand am Meer gibt. Stattdessen werden die Räder fein säuberlich daneben gestellt, allerdings so, dass man meinen könnte, das Rad, das sich als erstes bewegt, habe verloren. Meint, zieht einer sein Rad aus der Sammlung heraus, fallen alle anderen wie beim Domino einfach um. Nun sind wir ja nicht in den Niederlanden, wo man nur mit dem Amsterdam-Rad König ist, nein, da stehen ja Werte. Den Fahrradmechaniker in der Koburger Straße dürfte so viel Wertschätzung für seine Arbeit und diese Form von Arbeitsbeschaffungsmaßnahme freuen, verstehen muss man es nicht. Auch nicht, dass die Räder dann einfach liegen gelassen werden, naja, gehört ja nicht mir.
Tagebucheintrag vom 13.11.2013
Jaaaaaaaaaaaa, wir haben es geschafft. Wer bei Google "rhs" eingibt, findet als ersten Treffer den Link zu unserer Schule. Mag sein, dass das schon immer so ist, aber ich habe es eben heute erst bemerkt. Phantastisch, da kann mir doch die Hiobsbotschaft von Facebook, den "Gefällt mir"-Button abzuschaffen, gar nichts mehr. Getrübt wird das Ganze allerdings, wenn man das Spielchen etwas weitertreibt und "Markkleeberg" googelt. Da stehen doch Golfclub, Oralchirurgie, Nachhilfe (!!!), Sunny´s Pizzaservice, Pflegeheim & Co. noch vor uns. Nicht zu vergessen, unser omnipräsenter OBM. Daran müssen wir arbeiten. Wenigstens die Gelben Seiten und die Schuldnerberatung haben wir hinter uns gelassen. Stimmen die Prioritäten doch noch etwas.
Tagebucheintrag vom 05.11.2013
Hilde war krank, hatte kein Zuhause mehr. Keine Angst, die Schule steht ja noch, aber mein virtuelles Heim hatte man mir genommen. Und da geht ja in den Zeiten von web 2.0 nun überhaupt nicht. Ist man selbst nicht präsent, ist man irgendwie nicht vorhanden.
Aber nun ist ja alles wieder da, ich fühle mich wohl und stelle fest: Es hat sich, außer dass wir einen Biolehrer weniger haben, dafür einen uns bekannten neuen OBM mehr, nichts verändert. Das Schuljahr ist nun bereits in der neunten Woche, die ersten Klassenarbeiten bzw. Klausuren geschrieben, die ersten Ferien vorbei. Aber es ist nichts anders als all die Jahren vorher. Dabei gab es doch gute Anzeichen am Anfang des Schuljahres: neue Schülerzeitung, neues Schülerradio, eine Neuauflage des Hildebrand-Wettbewerbes. Zumindest auf dem Papier. Aber nichts von dem funktioniert. Keine Schülerzeitung, kein Radio und der Hildebrand-Contest wird schlichtweg ignoriert. Keine versteckten Stars und Sternchen an unserer Schule? Keine Lust auf eine CD-Produktion oder eine Klassenfahrt? Oder überhaupt sich einmal auf einer Bühne beweisen?
Woran liegt es, dass sich alles nur auf "Schule im Eigentlichen" konzentriert? Reicht es, sich PISA-Sieger zu nennen, in den Naturwissenschaften bundesweit die Nummer 1 zu sein und das Abi in sagenhaften 12 Jahren abzulegen? Sicherlich bedeutet das Schülersein Stress und Anstrengung, aber bleibt dabei keine Zeit für anderes? Aber daneben gibt es doch noch ein anderes, nicht unbedingt nur "virtuell" anmutendes Leben. Und auch das hätten wir gern auf unserer "Showbühne", in Form von Livemusik, kleinen Theaterstücken, tänzerischen Einlagen - alles, was bühnentauglich ist, ist denkbar, ist möglich. Also, rauf auf die Bühne und für einen Abend Applaus genießen und zumindest für einen kurzen Moment ein kleines Sternchen sein.
Tagebucheintrag vom 11.11.2013
Heute ist der 11.11. und keiner hat´s gemerkt. Gott sei Dank, kann man da nur sagen. Es gab schon Zeiten, da rannten auch an unserer Schule die Karnevals-Jünger mit Pappnasen durch die Kante. Und wollten lustig sein. Dazu bedarf es heutzutage glücklicherweise keiner fünften Jahreszeit mehr. Lustig sind wir immer, sollten es zumindest sein. Den Kursschülern wäre zu raten, sich dieser Maxime wieder stärker anzunähern. Klausuren sind nicht alles, falsch oder nicht verstandene Aufgabenstellungen stellen nicht das gesamte Leben auf den Kopf. Und auch der ein oder andere pubertierende Siebenklässler oder sogar -klässlerin, die nur einfach dumm im Weg rumstehen und dann vielleicht noch rumpöbeln, sollten schlichtweg ignoriert werden. Die wollen doch nur spielen ... Da sie auf Grund scheinbar mangelnder Gelegenheiten keinen Auslauf mehr im Freigehege (der Ballsportplatz ist in der nassen Jahreszeit berechtigterweise gesperrt) haben, nutzen sie eben, was da ist. Und haben eben ihren Spaß, wenn sich die Großen auch noch drüber aufregen. Respekt war gestern, heute heißt das eben (un-)gesundes Selbstbewusstsein.