Rudolf Hildebrand

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Rudolf Hildebrand wurde am 13. März 1824 in der Johannisgasse in Leipzig geboren. Sein Vater stammte aus Arnstadt/Thüringen und war als Schriftsetzer nach Leipzig aus beruflichen Gründen gekommen. Er gehörte also damals zur geistigen Schicht der Arbeiterschaft, zur "Arbeiteraristokratie", und war sich dieses Vorzugs durchaus bewusst. Er wollte seinem Sohn Rudolf, dem einzigen Überlebenden von fünf Kindern, einen beruflichen Aufstieg ermöglichen.

Seinen ersten Unterricht erhielt Rudolf in der "Naumannschen Schulanstalt", einer Privatschule für die ärmere Bevölkerung. Von 1836 - 1843 besuchte Rudolf Hildebrand die Thomasschule und hat ihr später über zwanzig Jahre lang als Lehrer für alte Sprachen und als Deutschlehrer gedient.

Sprachen und Sprachgeschichte gehörten schon sehr zeitig zu seinen besonderen Interessengebieten. Schon in den ersten Schuljahren, bevor er in der Oberstufe die Namen der Gebrüder Grimm hörte, träumte er von einem deutschen Wörterbuch, einer Geschichte der deutschen Dichtung. Nach dem Tode von Wilhelm Grimm wurde er neben Jakob Grimm zum Mitherausgeber, und nach dessen Tod 1863 übernahm er die Herausgabe des Werkes "Deutsches Wörterbuch".

Rudolf Hildebrand arbeitete jahrzehntelang mit wissenschaftlicher Akribie. Das Werk gewann in seinen Händen, unter seiner Anleitung, an Qualität: aus einem beabsichtigten Abriss der neuhochdeutschen Literatursprache wurde eine Übersicht des gesamten deutschen Wortschatzes. Nebenbei wurde aus manchem Artikel ein kleines Buch.

1865 baten verschiedene europäische Gelehrte den Leipziger Rat um Hildebrands Beurlaubung vom Schulamt, was jedoch nur zur Senkung seiner Wochen-Pflichtstunden führte. Im Jahre 1869, also in seinem 45. Lebensjahr, erhielt er den Titel eines außerordentlichen Professors; zwei Jahre vorher war seine Schrift über den deutschen Sprachunterricht erschienen. In diesem Jahr verstarb seine Frau. 1874 wurde ihm eine ordentliche Professur verliehen.

Seine Lehrtätigkeit schloss er eng seiner Wörterbucharbeit an und blieb der Sache des Deutschunterrichts treu. Als ordentlicher Professor für neuere deutsche Literatur konnte er sich nun auf seine wissenschaftliche Lehrtätigkeit konzentrieren. Seine Vorlesungen über Goethe, Schiller, Walther von der Vogelweide u. a. fanden stets großen Zuspruch. Mit allen Fachkollegen gründete er die "Zeitschrift für den deutschen Unterricht", die später als "Zeitschrift für Deutschkunde" fortgeführt wurde. Außerdem wurde von ihm das erste Germanistische Institut an der Leipziger Universität gegründet.

1889 zwang ihn eine fortschreitende Gichterkrankung, seine Vorlesungen einzustellen. Nachdem auch sein Sehvermögen rasch nachließ, vermochte er nur noch mit Hilfe seiner Tochter Hedwig wissenschaftlich zu arbeiten. Für die Bereiche Sprachgeschichte und Unterricht schrieb er Artikel, wovon zwei Sammlungen zeugen, die 1890 und 1897 erschienen - die letzte also bereits nach seinem Tod. Noch einen Tag vor seinem Tod schrieb er einen Aufsatz für die "Zeitschrift für den deutschen Unterricht". Am 28. Oktober 1894 starb, siebzigjährig, dieser unermüdliche, berühmte und bedeutende Germanist, Lehrer, Erzieher und Sprachwissenschaftler.

Bis zu seinem Tode lebte er abseits vom großen Getriebe und in hohen Ehren. Er war schon zu seinen Lebzeiten eine fast legendenhafte Gestalt, ein stiller Arbeiter und zugleich weltbekannter Meister des Wörterbuchs und des Unterrichts. Leipzig ehrte diesen großen Sohn der Stadt, indem 1906 eine Straße in Leipzig-Connewitz nach ihm benannt wurde. Die Hildebrandstraße gibt es auch heute noch. Im Jahre 1931 wurde Rudolf Hildebrand ein weiteres Mal geehrt: Die in der Hildebrandstraße gelegene höhere Mädchenbildungsanstalt erhielt den Ehrennamen "Rudolf-Hildebrand-Schule".

"Dass er geistig zugreifen lerne, dazu ist der werdende Mensch in der Schule, nicht dazu, dass man ihm den Geist vollstecke ohne eigenes Zutun."

Rudolf Hildebrand

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